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Rudolf Erhard

Edmund Stoiber. Aufstieg und Fall

Hannover: Fackelträger 2008; 224 S.; geb., 19,95 €; ISBN 978-3-7716-4385-0
Seinen publikumswirksamen Einstand als Politiker gab Stoiber als frisch gewählter Landtagsabgeordneter mit einem Donnerwetter gegen die Nacktbader in den Isarauen. „Er sah darin einen Verstoß gegen die Naturschutzverordnung und wurde ob seiner Prüderie belacht.“ (18) Allerdings passierten ihm nicht viele dieser politischen Missgeschicke. Der Journalist Erhard, Vorsitzender der Bayerischen Landtagspresse/Landespressekonferenz, schildert in den ersten Kapiteln vor allem den Aufstieg eines arbeitswütigen und gut organisierten Strippenziehers, dem „10 Prozent Talent und 90 Prozent Fleiß“ (24) bescheinigt wurden. Er erinnert an Stoibers Anteil an der bayerischen Erfolgsgeschichte – als Ministerpräsident privatisierte er staatliche Unternehmensanteile und finanzierte mit dem Erlös „die deutschlandweit einzigartigen Investitionsprogramme ‚Offensive Zukunft Bayern’ und ‚Hightech-Offensive’“ (44), ein Teil des Geldes floss außerdem in Kultur-, Sozial- und Bildungsfonds. Den ersten Bruch in Stoibers Karriere datiert Erhard auf die Regierungserklärung 2003, in der dieser unvermittelt tief greifende Reformen ankündigte. Nach Erhards Ansicht hatte der Ministerpräsident den Kontakt zur Bevölkerung verloren, Rücksicht auf Betroffene sei bei der Durchsetzung der Sparprogramme ebenso wenig genommen worden wie bei der Verkürzung des neunjährigen Gymnasiums auf acht Jahre. Seinen Ruf als erfolgreicher Politiker habe Stoiber aber vollends zunichte gemacht, als er erst Angela Merkel unterschätzte und dann in letzter Minute doch nicht Super-Minister in ihrem Kabinett werden wollte – als Gründe für diese radikale Umkehr führt Erhard an, dass Stoiber den falschen Berater hatte, in Berlin nicht nach Kanzlerin und Vize-Kanzler die dritte Geige spielen wollte, sich in Bayern für unersetzlich hielt und auf seine Frau hörte – diese habe den Umzug wahrscheinlich wegen eines außerehelichen Verhältnisses Stoibers in Berlin verweigert. Diese Biografie ergibt auf der Basis der jahrzehntelangen Recherchen und Beobachtungen Erhards ein schlüssiges Bild vom Erfolg und Scheitern des bayerischen Politikers.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3 | 2.325 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Rudolf Erhard: Edmund Stoiber. Hannover: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30352-edmund-stoiber_36022, veröffentlicht am 31.03.2009. Buch-Nr.: 36022 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken