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Ota Konrád / René Küpper (Hrsg.)

Edvard Beneš: Vorbild und Feindbild. Politische, historiographische und mediale Deutungen

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013 (Veröffentlichungen des Collegium Carolinum 129); 306 S.; 49,99 €; ISBN 978-3-525-37302-6
Die historische Rolle des tschechoslowakischen Außenministers und späteren Präsidenten Edvard Beneš ist sowohl in seinem Heimatland als auch in Deutschland umstritten. Besonders die mit seinem Namen verbundenen sogenannten Beneš‑Dekrete bilden bis heute einen Gegenstand heftiger Debatten und wurden etwa im Umfeld des tschechischen EU‑Beitritts erneut kontrovers diskutiert. Ziel des Sammelbandes ist „die Zusammenfassung des Forschungsstandes zu Wahrnehmung und Deutung der Politik und Person Beneš in politischen Diskursen, in der Geschichtsschreibung sowie in den Medien“ (2). Die Beiträge gehen zurück auf eine Tagung in Prag im Oktober 2011, die im Rahmen zweier umfangreicher Forschungsprojekte zu Beneš – eines in Deutschland, eines in Tschechien angesiedelt – stattfand. Herausgeber und Autoren wollen „den generell verkürzten und ausschnitthaften Charakter der unterschiedlichen Interpretationen und Wahrnehmungen“ in Bezug auf seine Person darstellen und deren „historische, politische, ideologische, konfessionelle [und] politische Bedingtheit“ (13 f.) herausarbeiten. Dies geschieht in zwei Kapiteln mit je neun Studien, die sich zunächst der zeitgenössischen und dann der posthumen Perzeption hauptsächlich in der Tschechoslowakei/Tschechien und Deutschland, aber auch in anderen europäischen Staaten und den USA widmen. Manfred Alexander zeigt im ersten Abschnitt, wie sich die kritische Einschätzung der tschechoslowakischen Außenpolitik in den 1920er‑Jahren durch deutsche Diplomaten in der Person Beneš widerspiegelte. Seine Aktivitäten als Außenminister „wurden als Überschätzung der Möglichkeiten Prags gewertet“ (37). Detlef Brandes zeichnet den Bruch im Beneš‑Bild der sudetendeutschen Sozialdemokraten nach, die den Exilpräsidenten zunächst politisch unterstützten, seine Entscheidung für die „Aussiedelungsoption“ dann aber bekämpften. Für die Nachkriegszeit untersuchen K. Erik Franzen und Tobias Weger die Bezugnahmen auf Beneš in der sudetendeutschen Publizistik, wobei zunächst „[d]as Opferbild der eigenen Gruppe dominierte“ (264) und erst seit den späten 1980er‑Jahren eine gezielte „Dämonisierung“ (275) seiner Person stattfand.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.1 | 2.61 | 2.23 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Ota Konrád / René Küpper (Hrsg.): Edvard Beneš: Vorbild und Feindbild. Göttingen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36033-edvard-bene-vorbild-und-feindbild_44114, veröffentlicht am 08.08.2013. Buch-Nr.: 44114 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken