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Anke Domscheit-Berg

Ein bisschen gleich ist nicht genug! Warum wir von Geschlechtergerechtigkeit noch weit entfernt sind. Ein Weckruf

München: Wilhelm Heyne Verlag 2015; 240 S.; 8,99 €; ISBN 978-3-453-60311-0
„[M]ehr Gleichberechtigung brauchen wir nicht“ (12) – laut einer Erhebung des Allensbacher Instituts für Demoskopie ist das die Einstellung von zwei Dritteln der Männer in Deutschland. Anke Domscheit‑Berg sieht die Hauptursache dieser Haltung in der Unkenntnis der realen Umstände und möchte daher „Fakten für eine neue Debatte liefern und Anregungen geben, wie wir für dieses Ideal wieder konstruktiver und mit mehr Erfolg kämpfen können“ (13). Im ersten Teil des Buches werden die Leserinnen und Leser daher von der Autorin mit Zahlen, Daten und Fakten versorgt, die den Mangel an Geschlechtergerechtigkeit belegen. Ein wichtiger Bereich ist dabei wenig überraschend die Arbeit. Hier zeigt sich, dass Gleichberechtigung sowohl hinsichtlich der Vergütung als auch hinsichtlich der Stellenverteilung bei steigender Hierarchiestufe noch in weiter Ferne liegt. Dies betrifft die freie Wirtschaft ebenso wie die Ministerien und Behörden der politischen Ebene und den Wissenschaftsbetrieb. Weiterhin thematisiert Domscheit‑Berg das Thema Sexismus in den Medien sowie im Alltag und korrigiert mithilfe belegbarer Fakten Vorurteile und verzerrte Zusammenhänge. Im zweiten Teil widmet sie sich den Ursachen für Geschlechterungerechtigkeit, um zu verdeutlichen, „dass es den/die/das ‚Haupt‑Schuldige‘ gar nicht gibt, sondern dass wir es mit einem komplexen Problemfeld zu tun haben, an dem praktisch alle gesellschaftlichen Akteure beteiligt sind“ (79). Dazu greift sie gängige vorurteilsbehaftete Schuldzuweisungen – gegen Frauen, Männer und die allgemeinen Rahmenbedingungen – auf und unterzieht sie einem „Realitätscheck“ (101). In jedem Punkt wird deutlich, dass es sich oft um plakative Vereinfachungen handelt, die nur dazu führen, dass sich die Fronten in der Debatte um Gleichberechtigung weiter verhärten. Domscheit‑Bergs Weckruf fordert alle Beteiligten auf, Verantwortung zu übernehmen: „Es gibt niemanden, der oder die nicht Teil der Lösung sein kann, und es braucht in jeder gesellschaftlichen Sphäre eine kritische Masse, um endlich das Ziel einer geschlechtergerechten Gesellschaft zu erreichen.“ (131) Dazu bietet sie am Ende Handlungsempfehlungen für Männer und Frauen sowie unter anderem auch für die Politik. In klaren Worten und gut belegt trägt Domscheit‑Berg wesentlich zu dem bei, was sie fordert: „eine ehrliche Debatte, die von falschen Behauptungen befreit ist und sich an Fakten und Realitäten orientiert“ (80).
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Rubrizierung: 2.36 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Anke Domscheit-Berg: Ein bisschen gleich ist nicht genug! München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39017-ein-bisschen-gleich-ist-nicht-genug_47017, veröffentlicht am 29.10.2015. Buch-Nr.: 47017 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken