Diss. Tübingen; Gutachter: R. Hrbek, R. Sturm. – Was ist der Kern des europäischen Sozialmodells? Gibt es das überhaupt? Sollte es ein gemeinsames Modell geben? An diesen Fragen scheiden sich die Geister, in der Politik ebenso wie in der Wissenschaft. Insofern findet Thalacker ein vermintes Gelände vor, das er allerdings mit großer Umsicht durchschreitet. Er will zeigen, wie ein europäisches Sozialmodell charakterisiert werden kann und welchen Beitrag die EU dazu leistet. Insbesondere interessiert ihn, wie die spezifische Gestalt der EU-Sozialpolitik auf die Mitgliedstaaten zurückwirkt. Diese Fragen diskutiert er nach zwei ausführlichen konzeptionellen und typologischen Teilen in weiteren Schritten. Zunächst wird der institutionelle Kontext des Politikfeldes skizziert, um sodann die zentralen Merkmale der EU-Sozialpolitik herauszuarbeiten, die er dem liberalen Leitbild zuordnet. Prägnant wird dargelegt, dass es der europäischen Politik weniger um die Abwehr von Marktkräften als vielmehr um die Ermöglichung der Flexibilisierung und der Durchsetzung von Marktmechanismen geht. In einem gewichtigen Teil wird schließlich der Einfluss des EU-Policy-Regimes auf die 2004 beigetretenen neuen Mitglieder analysiert. Dabei kommt Thalacker zu dem Ergebnis, dass die EU den Erfordernissen der jungen Demokratien nur teilweise gerecht geworden ist. Der liberale Grundzug ihrer Sozialpolitik könnte nach Ansicht des Verfassers auf mittlere Sicht zum Problem werden: Ohne korrigierende Eingriffe sei mit „einer erheblichen Verschärfung des Wettbewerbsdrucks auf die Arbeitnehmer zu rechnen“ (560), ein weiterer Verlust sozialpolitischer Steuerungsfähigkeit sei wahrscheinlich.