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Stefan Meining

Eine Moschee in Deutschland. Nazis, Geheimdienste und der Aufstieg des politischen Islam im Westen

München: C. H. Beck 2011; 316 S.; geb., 19,95 €; ISBN 978-3-406-61411-8
Die Geschichte des Islams in Deutschland fing mit der Geschichte von Muslimen aus der ehemaligen Sowjetunion an, die mit den Nazis kollaborierten. Es handelte sich um Muslime, die freiwillig in deutschen Uniformen im Zweiten Weltkrieg kämpften. Offiziell erlaubte Hitler erst im Oktober 1942 die Aufstellung von muslimischen Freiwilligeneinheiten unter der Befehlsstruktur der deutschen Armee. Für die Wehrmacht waren die Muslime zuverlässige Soldaten im Kampf gegen Stalin. In der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges benutzten die Nazis den Islam als „Propagandawaffe deutscher Kriegsführung“ (32). Die Geschichte des Islams in Deutschland könne, so Meining, nur verstanden werden, wenn der Blick auf die „zentralasiatischen Emigranten im Berlin Adolf Hitlers“ (41) gerichtet wird. Tatsächlich waren für Heinrich Himmler die sowjetischen Völker „Untermenschen“, aber das erste ostmuselmanische SS-Regiment wurde am 17. November 1943 aufgestellt. Nach dem Krieg gründeten einige Mitglieder solcher Einheiten, die nach Deutschland zurückkehrten die ersten muslimischen Gemeinden in Deutschland. Ausgerechnet der Imam Namangani, Ex-Mitglied der ersten ostmuselmanischen SS-Einheit, gründete gemeinsam mit Said Ramadan die erste „Moscheenbau-Kommission“ (120) in München. Said Ramadan, der im Dezember 1958 nach München kam, war ein Schüler des Begründers der ägyptischen Muslimbruderschaft. In diesem investigativen Werk sind viele Dokumente aus staatlichen Archiven bearbeitet worden, die die Verstrickungen der deutschen und der US-amerikanischen Dienste in der Startphase der muslimischen Gemeinden in der deutschen Nachkriegszeit aufzeigen. Muslimische Persönlichkeiten und Organisationen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg als Waffe im Kalten Krieg gegen die sowjetische Expansionspolitik eingesetzt und gestärkt. Diese Strategie sei Meining zufolge eine „katastrophale Fehleinschätzung“ (221) gewesen. Seit dem Aufmarsch der Sowjetunion in Afghanistan wurden muslimische Kräfte erneut unterstützt, um die Sowjetunion zu schwächen. München blieb für die Aktivitäten mancher radikalen Muslime eine Schaltstelle.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.37 | 2.312 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Stefan Meining: Eine Moschee in Deutschland. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33659-eine-moschee-in-deutschland_40315, veröffentlicht am 01.06.2011. Buch-Nr.: 40315 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken