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Heinrich Fink / Cornelia Kerth (Hrsg.)

Einspruch! Antifaschistische Positionen zur Geschichtspolitik

Köln: PapyRossa Verlag 2011; 126 S.; 12,- €; ISBN 978-3-89438-461-6
„Die ‚vorbildliche Aufarbeitung’ des deutschen Faschismus und seiner Verbrechen, die sich die Bundesrepublik Deutschland immer wieder gern selbst bescheinigt und noch viel lieber bescheinigen lässt, ist eine retrospektive Fiktion“ (7), leiten die Herausgeber den Sammelband ein, der mit seinen relativ kurzen Texten und Statements einen kritischen Blick auf die Deutung deutscher und europäischer Geschichte wirft. Die Autoren wenden sich gegen die, an vielen Beispielen illustrierten, politischen Instrumentalisierungen der Gedenkstättenarbeit sowie gegen die geschichtsrevisionistischen Tendenzen in der deutschen Aufarbeitungspolitik. Vor allem kritisieren sie die undifferenzierte Zusammenfassung und Gleichziehung des Nationalsozialismus mit der Diktatur der DDR/SBZ. Im sächsischen Gedenkstättengesetz von 2003 beispielsweise werde „nicht einmal der besondere Charakter des NS-Terrors angesprochen, ja der Nationalsozialismus noch nicht einmal beim Namen genannt“ (85), schreibt Detlev Garbe. Auch Silvio Peritore, der sich in seinem Beitrag der Opfergruppe der Sinti und Roma widmet, erhebt – dem Motto des Titels folgend – Einspruch gegen eine verzerrte Interpretation der unterschiedlichen Verbrechenskomplexe und Unrechtsverhältnisse. Er mahnt, die Opfer nicht zu hierarchisieren und die „signifikanten Unterschiede zwischen Vertreibung, Internierung und Vernichtung“ (109) stets deutlich zu machen. Vor dem Hintergrund, dass es bald keine Zeitzeugen und Überlebende von Konzentrationslagern mehr geben wird, beschäftigen sich mehrere Autoren mit der künftigen Konzeption von Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit. Um den Faschismusbegriff geht es in dem theoretischen Beitrag von Wolfgang Wippermann. Er skizziert die von ihm entwickelte „Dreiecksdefinition des Faschismus“ (23) mit einer klassischen, einer bonapartistischen und einer fundamentalistischen Variante. Totalitarismustheorien bezeichnet er als Ideologie und der ersatzweise dazu entwickelte Extremismusbegriff „ist mit einem bloßen ‚Politologentrug’ erfunden worden“ (19). Der Band ist aus einer Konferenz der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V. (VVN – BdA) vom April 2010 hervorgegangen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.35 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Heinrich Fink / Cornelia Kerth (Hrsg.): Einspruch! Köln: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33582-einspruch_40196, veröffentlicht am 16.06.2011. Buch-Nr.: 40196 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken