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Michael Kopatz / u. a.

Energiewende. Aber fair! Wie sich die Energiezukunft sozial tragfähig gestalten lässt

München: oekom verlag 2013; 294 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-86581-428-9
Wer mehr als zehn Prozent seines Nettoeinkommens für Energie aufbringt, gilt als „energiearm“, davon sind in Deutschland zurzeit rund 14 Prozent der Bürger betroffen. Vor diesem Hintergrund fordern die Autoren des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt, Energie ein nationales Aktionsprogramm und eine intensive Befassung mit der Energiearmut. Diese ist nicht nur ein Resultat steigender Energiepreise, sondern auch niedriger Einkommen, ineffizienter Gebäude und technischer Geräte sowie unzureichendem Alltagsverhaltens. Die Autoren stellen ausführlich die Möglichkeiten dar, wie auf Bundes‑, aber auch auf Landes‑ und lokaler Ebene dieser Entwicklung entgegenzuwirken ist. Einerseits sollte präventiv gehandelt und andererseits müssten die Folgen von Energiearmut abgemildert werden. Mithilfe von Energieberatungen in Privathaushalten (Stromspar‑Check der Verbraucherzentralen) und lokalen Projekten, bei denen Energiespar‑Beraterteams eng mit sozialen Diensten und Einrichtungen wie auch dem Jobcenter zusammenarbeiten, ergeben sich Einsparpotenziale, die individuell zwischen zehn und 30 Prozent liegen könnten. Hinzu kommt der Bereich der Gebäudesanierung, bei dem der Staat nach Ansicht der Autoren in rechtlicher Verantwortung steht, um gegen Mieterhöhungen vorzugehen, die aufgrund von Energieeinsparmaßnahmen entstehen. Die Folgen der Energiearmut wären abzumildern über Prepaid‑Zahlungen von Strom (anstatt Stromsperren), angemessene soziale Rechte und Förderkonzepte einschließlich finanzieller Anreizsysteme (zum Beispiel für den Austausch energieineffizienter Geräte) oder eine Entwirrung der Tarifsysteme, die für viele Bürger nicht mehr durschaubar seien. Im Bereich der Mobilität empfehlen die Autoren ebenfalls Maßnahmen, die die Energiearmut abschwächen sollen. Dazu gehören vor allem die Erleichterung der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und ein Semesterticket für alle, das solidarisch finanziert (Kosten von rund 25 Euro pro Person) und lokal realisiert werden sollte.
Oliver Trede (OT)
Dr. phil., Historiker/Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.343 | 2.341 | 2.61 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Oliver Trede, Rezension zu: Michael Kopatz / u. a.: Energiewende. Aber fair! München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36415-energiewende-aber-fair_44539, veröffentlicht am 14.11.2013. Buch-Nr.: 44539 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken