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Nikolas Busse

Entmachtung des Westens. Die neue Ordnung der Welt

Berlin: Propyläen Verlag 2009; 304 S.; 22,90 €; ISBN 978-3-549-07333-9
Die Finanzkrise hat einige Eckpfeiler der globalen Ordnung erschüttert, Russland hat mit seiner Politik gegen Georgien seine Großmachtambitionen unterstrichen, China wächst zu einem Wirtschaftsriesen heran und Indien entwickelt sein Nuklearwaffenprogramm stetig weiter. Das sind enorme Verschiebungen in der globalen Machttektonik, aber die Europäer tun sich, so der Autor, schwer, sie zu verstehen. Auf die Industrialisierung Asiens reagierten sie mit Debatten über Wohlstandseinbußen, auf neue Kriege mit moralischer Entrüstung. Busse, Korrespondent der FAZ in Brüssel, diagnostiziert gerade in Deutschland ein von wirtschaftlichen Ängsten geprägtes Klima, das der politischen Dynamik des Weltgeschehens in keiner Weise gerecht werde. Die Umbrüche unserer Zeit gingen weit über die Verlagerung von Arbeitsplätzen hinaus. In Asien, aber auch in Lateinamerika, entstünden neue Machtzentren, die der jahrhundertelangen Dominanz des Westens in der Weltpolitik ein Ende setzen. Vor diesem Hintergrund beschreibt der Autor, wie die Großmächte China, Indien und Russland, aber auch Japan, die Asean-Staaten oder Brasilien ihren Platz im internationalen Geschehen einfordern. Ihren Perspektiven hat der Autor den größeren Teil seines Buches gewidmet. Er bietet eine kenntnisreiche Einführung in das Denken und Fühlen der Eliten dieser Länder. Diese Staaten beginnen, Amerika und Europa auf zentralen Feldern Konkurrenz zu machen: Sie rüsten auf, verschaffen sich Zugang zu strategisch wichtigen Rohstoffen und Märkten, stellen die westliche Agenda vom Klimaschutz bis zu den Menschenrechten infrage. Die Antwort darauf, das macht Busse deutlich, kann nicht der Rückzug in die Wagenburg sein. Der Westen müsse, so die Kernbotschaft, für seine Interessen und Werte kämpfen, notfalls sogar mit militärischer Gewalt. Vor allem Europa müsse seine Stimme und sein Gewicht stärker ins neue Weltkonzert einbringen.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.14.414.214.222.622.652.68 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Nikolas Busse: Entmachtung des Westens. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30542-entmachtung-des-westens_36263, veröffentlicht am 21.10.2009. Buch-Nr.: 36263 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken