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Wolfgang Gieler (Hrsg.)

Entwicklungszusammenarbeit im europäischen Vergleich. Eine grundlegende Einführung in die Politik ausgewählter Staaten

Berlin: Lit 2012 (Internationale Politik 9); 278 S.; brosch., 44,90 €; ISBN 978-3-643-11649-9
Der Band stellt die Ergebnisse eines Forschungsprojektes über die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) in europäischen Staaten vor, das von den politikwissenschaftlichen Instituten der Universitäten Jena, Münster und Siegen durchgeführt wurde. Er enthält 15 von Studierenden und Doktoranden verfasste Länderbeiträge, die zu Vergleichszwecken einheitlich strukturiert sind: Einer kurzen Skizze über den Entstehungskontext und die Ziele folgt die Herausarbeitung der gesetzlichen Grundlagen, der wichtigsten Akteure und der Institutionalisierung der EZ. Daran schließt die Darstellung ihres Leistungsumfangs und der Schwerpunkte an, abschließend erfolgt eine Bewertung. Die Länderstudien sind zumeist relativ kurz gehalten und bieten daher für das jeweilige Land einen eher raschen und allgemeinen Einblick. Interessant ist vielmehr die Zusammenschau der verschiedenen nationalstaatlichen Politiken. Beispielsweise hat sich Finnland erst relativ spät entwicklungspolitisch engagiert und wollte damit „einen Schritt in den Westen wagen“ (57), während die alten Kolonialmächte an ihre engen Bindungen zu den ehemaligen Kolonien anknüpften. Frankreich wird unter den damaligen Kolonialmächten eine Sonderrolle zugewiesen, da es seine Entwicklungspolitik einzig an dem Ziel der „Aufrechterhaltung des postkolonialen Raumes zur eigenen Machtsicherung“ (89) ausrichtete. Im Falle Spaniens – das Land empfing bis 1981 selbst Entwicklungshilfe – werden die Motive hingegen mit der Verantwortung für Lateinamerika und der Stärkung seiner eigenen Stellung innerhalb der Europäischen Union beschrieben. Mit Polen und Slowenien sind zudem zwei relativ junge Akteure auf dem Gebiet der Entwicklungszusammenarbeit vertreten. Insgesamt vermittelt die Studie zwar einen Eindruck über die Bandbreite von Zielsetzungen, Akteuren und Instrumenten der EZ, doch leider wurde auf ein vergleichendes Abschlusskapitel verzichtet. Darin hätten nicht nur Parallelen und Unterschiede zwischen den Staaten benannt, sondern über den jeweiligen nationalstaatlichen Kontext hinaus strukturelle Schwächen, Erfolgsbedingungen oder gar Ansatzpunkte für die laut Vorwort bislang mangelnde Koordinierung europäischer Entwicklungspolitiken herausgearbeitet werden können.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.44 | 4.22 | 2.4 | 2.5 | 2.61 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Wolfgang Gieler (Hrsg.): Entwicklungszusammenarbeit im europäischen Vergleich. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35130-entwicklungszusammenarbeit-im-europaeischen-vergleich_42289, veröffentlicht am 20.09.2012. Buch-Nr.: 42289 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken