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Tanja Kasten

Entwicklungszusammenarbeit und Peacebuilding – Mehr Wirkung durch Harmonisierung? Geberabstimmung und Friedenskonsolidierung in Ruanda und Sierra Leone

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Demokratie, Sicherheit, Frieden 211); 355 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8487-0610-5
Diss. HSU Hamburg; Begutachtung: M. Staack, H.‑J. Gießmann. – Die internationale Entwicklungspolitik hat sich zunehmend zur Querschnittsaufgabe erweitert und ist insbesondere eng mit friedens‑ und sicherheitspolitischen Anforderungen verknüpft. Um eine bessere Planung, Koordination und Wirksamkeit im Zusammenspiel von Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und Peacebuildung (PB) sicherzustellen, wurden 2005 mit der sogenannten Pariser Erklärung Grundprinzipien und Zielvereinbarungen zwischen Geber‑ und Empfängerländern für eine arbeitsteilige Organisation friedens‑ und entwicklungspolitischer Maßnahmen getroffen. Kritiker befürchten dadurch eine Gleichschaltung der EZ, die auf eine Entmündigung der Partnerländer und eine Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners hinauslaufen könnte. Zudem könnten im Extremfall mehrere Geber „‚koordiniert das Falsche machen’“ (19) und damit erheblichen Schaden anrichten. Die Autorin befasst sich mit den Risiken, Zielkonflikten und Erfolgsfaktoren im Zusammenspiel zwischen EZ und PB, die sie als „zwei Seiten einer Medaille, die über das gemeinsame Leitbild der ‚menschlichen Sicherheit’ verbunden sind“ (90), betrachtet. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Relevanz der Pariser Erklärung für die Friedensförderung und dem Einfluss der Harmonisierung auf das friedenspolitische Potenzial der EZ. Kasten setzt sich zunächst ausführlich mit der theoretischen Debatte über die Harmonisierung auseinander und entwickelt auf dieser Grundlage einen Untersuchungsansatz, mit dem sie verschiedene Forschungszweige analytisch zusammenführt und mögliche Erfolgsbedingungen für eine Harmonisierung herausarbeitet. Dazu zählt sie unter anderem das Kohärenzgebot, die nationale Federführung (Ownership) sowie die Förderung von Good Governance und State Building. Anhand der beiden Fallstudien Ruanda und Sierra Leone untersucht Kasten, inwieweit sich die Ziele der Pariser Erklärung in der Praxis umsetzen lassen und welche Vor‑ und Nachteile sich durch eine Harmonisierung ergeben. An den Fallbeispielen kann die Autorin verschiedene Spielarten der Geberabstimmung und Kooperation deutlich machen. Unter anderem zeigt sich, dass komplexe Strukturen der EZ (Ruanda) ebenso schädlich sein können wie eine zu geringe strukturelle Ausprägung der EZ (Sierra Leone). In der Tendenz zeigen die Ergebnisse, „dass eine funktional und kohärent gestaltete Harmonisierung der EZ letztlich den PB‑Beitrag der Akteure befördert“ (311).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.44 | 2.67 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Tanja Kasten: Entwicklungszusammenarbeit und Peacebuilding – Mehr Wirkung durch Harmonisierung? Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36765-entwicklungszusammenarbeit-und-peacebuilding--mehr-wirkung-durch-harmonisierung_44869, veröffentlicht am 20.02.2014. Buch-Nr.: 44869 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken