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Rudolf Jaworski / Jan Kusber (Hrsg.)

Erinnern mit Hindernissen. Osteuropäische Gedenktage und Jubiläen im 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Berlin/Münster: Lit 2011 (Mainzer Beiträge zur Geschichte Osteuropas 4); 292 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-643-10816-6
Die öffentliche Inszenierung von Gedenktagen und Jubiläen bildet ein wichtiges Ausdrucksmittel staatlicher Geschichtspolitik. In den Reaktionen der Gesellschaft auf die darin vermittelten Deutungsangebote zu historischen Ereignissen werden Möglichkeiten und Grenzen politischer Steuerungsversuche deutlich. Der Kieler Emeritus Rudolf Jaworski und der Mainzer Historiker Jan Kusber, die schon früher gemeinsam an ähnlichen Thematiken gearbeitet haben (siehe etwa Buch-Nr. 24060), präsentieren zehn für den ost- und ostmitteleuropäischen Raum einschlägige Fallbeispiele. Die Aufsätze gehen auf eine internationale Konferenz zurück, die im März 2007 in Mainz stattfand. Zwei im Tagungsprogramm ausgewiesene Vorträge, in denen es um Tschechien und die Ukraine ging, wurden nicht mit abgedruckt. Dafür wurden zusätzliche Beiträge von Julia Röttjer und Witold Molik eingeworben, sodass mit jeweils drei Untersuchungen zu Polen und Russland/der Sowjetunion ein Schwerpunkt auf diesen beiden Ländern liegt. Zu den baltischen Staaten, der Slowakei, Ungarn und Rumänien findet sich je ein Beitrag. Angesichts der mehrfachen Systemwechsel im 20. Jahrhundert konstatieren Herausgeber und Autoren einen „nahezu völlige[n] Austausch der Symbolhaushalte“ (23) staatlicher Inszenierungen. Auf gesellschaftlicher Ebene jedoch wurden über politische Umbrüche hinweg und häufig gegen den Willen der Regierung tradierte Muster weitergeführt, etwa in der Beibehaltung kirchlicher Festtage auch unter kommunistischer Herrschaft. Die Konkurrenz von Erinnerungsangeboten kann dann in der Zeit nach 1989/91 öffentlich artikuliert werden, wobei die gegensätzliche Interpretation historischer Ereignisse bisweilen zum „Alibi für die Durchsetzung politischer Ziele“ (256) verkommt. In der Art und Durchführung der Inszenierung von Gedenktagen würden „kaum noch nennenswerte Unterschiede zwischen Ost- und Westeuropa“ (26) bestehen. Zahlreiche Abbildungen runden den instruktiven Band ab, auch wenn deren Darstellung teilweise zu undeutlich und verpixelt geraten ist (etwa: 196 ff., 264 f.).
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.23 | 2.61 | 2.62 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Rudolf Jaworski / Jan Kusber (Hrsg.): Erinnern mit Hindernissen. Berlin/Münster: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34403-erinnern-mit-hindernissen_41314, veröffentlicht am 12.01.2012. Buch-Nr.: 41314 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken