Skip to main content
Elsa Hannah Maria Günther

EU und Afrika – Die Ursachen und Folgen des Niedergangs des Fischereisektors in Westafrika. Ansprüche und Widersprüche europäischer Fischereipolitik

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXXI, Politikwissenschaft 606); 139 S.; brosch., 21,80 €; ISBN 978-3-631-61646-8
Die Fischerei hat traditionell große Bedeutung für die Bevölkerung Westafrikas – sowohl im Hinblick auf die Ernährung der Menschen vor Ort als auch den Export. Doch lässt sich in der Region seit einigen Jahren der Niedergang des Fischerei-Sektors beobachten. Ein Grund hierfür ist die Überfischung des Meeres. Sie hat zur Folge, dass die Fischbestände drastisch zurückgehen und die Artenvielfalt abnimmt. Für diese Entwicklung trage, so die Autorin, die EU nicht nur mit ihren eigenen rigorosen Fischereiaktivitäten eine Mitverantwortung. Hinzu komme die Abhängigkeit der afrikanischen Länder von den Umsätzen, die mit der Fischerei erzielt werden. Die EU – als Haupthandelspartner der Länder Westafrikas – nehme bis zu 80 Prozent des Fisches aus der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten ab, sodass den Menschen vor Ort wenig für den Eigenverbrauch bleibe. Zugleich verschärfe der in Europa gestiegene Fischkonsum die Lage vor Ort, sodass sich die „‚Spirale der Überfischung‘“ (29) weiterdrehe. Daneben seien die einheimischen Flotten mit einer starken internationalen Konkurrenz konfrontiert: „Vor der westafrikanischen Küste befinden sich moderne europäische […] Schiffe.“ (28) Hinzu komme, dass sich europäische Firmen am illegalen Fischfang beteiligten und nicht-nachhaltige Methoden des Fischfangs einsetzten. Im Zusammenbruch der lokalen Fischerei sieht Günther einen wesentlichen Grund für die Migrationsströme in Richtung Europa, was sich auch darin zeige, dass viele ehemalige Fischerboote für die gefährliche Überfahrt zu den Kanarischen Inseln verwendet werden, bei denen bereits 6.000 Menschen ihr Leben verloren haben: „‚Wüstenbildung an Land drängte Menschen in die Fischerei, Wüstenbildung im Meer treibt sie nun von dort weg.‘“ (93) Ein Ende dieser „Zwangsmigration“ (95) sei nicht in Sicht, das hohe Bevölkerungswachstum und die anhaltende problematische sozioökonomische Lage in Westafrika erhöhe den Migrationsdruck noch. Eine Reihe von Lösungsvorschlägen werden in diesem Buch präsentiert, wie etwa die „Stärkung der Fischereipolitik der westafrikanischen Staaten durch EZ-Gelder“ (97) oder aber eine stärkere Diversifizierung der Exporte aus diesen Ländern. Insgesamt schließt die Autorin hoffnungsvoll, denn mittlerweile haben die Regierungen westafrikanischer Länder das Potenzial des lokalen Fischereisektors entdeckt und „ihre steigende Verhandlungsmacht gegenüber der EU“ (121) erkannt. Indessen sei in der EU von neuen beziehungsweise verbesserten Fischereipartnerschaftsabkommen die Rede.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.5 | 3.6 | 4.43 | 2.67 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Elsa Hannah Maria Günther: EU und Afrika – Die Ursachen und Folgen des Niedergangs des Fischereisektors in Westafrika. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34808-eu-und-afrika--die-ursachen-und-folgen-des-niedergangs-des-fischereisektors-in-westafrika_41846, veröffentlicht am 12.10.2012. Buch-Nr.: 41846 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken