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Gerald Pilz

Europa im Würgegriff

Konstanz/München: UVK Verlagsgesellschaft 2013; 200 S.; 19,99 €; ISBN 978-3-86764-422-8
Gerald Pilz macht keinen Hehl aus seiner Ablehnung der europäischen Gemeinschaftswährung. Die Einführung des Euro bezeichnet der Dozent an der Dualen Hochschule Baden‑Württemberg und Autor mehrerer Bücher über Finanz‑ und Börsenthemen als „Kardinalfehler“ (103) – mit der Folge, dass sich viele Länder nun am Rande einer Katastrophe befinden. Bisher seien alle Währungsunionen gescheitert. Im Falle der Gründung der Eurozone habe es sich um ein „rein politisches Projekt“ gehandelt, das ohne Rücksicht auf die wirtschaftlichen Gegebenheiten“ forciert worden sei. Ökonomische Faktoren habe man ausgeklammert, der Euro sei zum „unanfechtbaren Dogma eines glücklichen Europas“ (110) erhoben und „um jeden Preis“ (112) durchgesetzt worden. Aber tatsächlich werde Europa von der Idee einer gemeinsamen Identität bestimmt – eine Währungsunion sei dabei „nur ein völlig unbedeutender Nebenaspekt“ (111). Die Maastricht‑Kriterien haben sich als „Kartenhäuser“ erwiesen, die beim „leichtesten Lufthauch in sich zusammenbrachen“ (113). Sowohl mit dem EFSF als auch dem ESM werde versucht, die Nichtbeistandsklausel zu umgehen und sie auszuhebeln, denn die Rettungspakete dienten dazu, „hoch verschuldete Staaten, die sich am Rand des Bankrotts befinden, zu finanzieren“. Daher sei der Maastricht‑Vertrag „ein Stück wertloses Papier“ (127). Wohin wird die Eurokrise führen? Pilz geht davon aus, dass der Euro zwar weiterhin existieren, aber ein Großteil der Eurozone für die nächsten Jahrzehnte „am Tropf der wohlhabenderen Länder“ (153) hängen wird. Seine Prognose ist düster: Europas Wettbewerbsfähigkeit werde sinken und Unternehmen werden den Kontinent verlassen. Deutsche Firmen erwirtschaften ihre Gewinne demnach künftig vorwiegend außerhalb Europas. Die Infrastruktur in der Bundesrepublik werde verkommen, die Mehrwertsteuer auf 27 Prozent erhöht und eine einheitliche Garantierente von 850 Euro monatlich eingeführt. Einen Lösungsweg sieht der Autor in staatsunabhängigen Währungssystemen, wie beispielsweise im Bitcoin, der sich als „weltweite, staatsunabhängige Währung etablieren“ (181) könnte. Die Idee des Bitcoins wurde 2008 von dem Japaner Satoshi Nakamoto entwickelt, seit 2009 ist dieses virtuelle Geld im Umlauf. Auf einem internationalen Devisenmarkt könnten andere Währungen wie der US‑Dollar oder Euro konvertiert werden. Da sich die wirtschaftlichen Entwicklungen sehr schnell verändern, bietet der Autor seinen Leser_innen in den zwei Jahren nach Erscheinen dieses Buches mithilfe von Blogbeiträgen auf seiner Website (www.europa‑im‑wuergegriff.de) regelmäßig Informationen zu aktuellen Entwicklungen und Bewertungen.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.5 | 2.61 | 2.22 | 2.262 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Gerald Pilz: Europa im Würgegriff Konstanz/München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36227-europa-im-wuergegriff_44217, veröffentlicht am 26.09.2013. Buch-Nr.: 44217 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken