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Ingolf Pernice / Rüdiger Schwarz (Hrsg.)

Europa in der Welt – Von der Finanzkrise zur Reform der Union

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Forum Constitutionis Europae 12. Schriftenreihe Europäisches Verfassungsrecht 38); 370 S.; brosch., 96,- €; ISBN 978-3-8487-0462-0
Der Sammelband basiert auf insgesamt 22 Vorträgen von prominenten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die im Rahmen des „Forum Constitutionis Europae“ an der Humboldt‑Universität zu Berlin zwischen Oktober 2009 und April 2012 gehalten wurden. In der Einleitung ordnen die Herausgeber die Reden in den zeitlichen Kontext ein und stellen Querverbindungen her. Norbert Lammerts Beitrag stammt aus dem Dezember 2009. Darin bewertet er die Fortschritte des kurz zuvor ratifizierten Vertrags von Lissabon. Während der Bundestagspräsident einen „Zuwachs an Transparenz wie an Demokratie für absehbar und beinahe gesichert“ (44 f.) hält, bezweifelt er, ob die erstrebten Effizienzgewinne in der Entscheidungsfindung eintreten werden. Knapp zweieinhalb Jahre später pflichtet Jean‑Claude Piris, langjähriger Generaldirektor des Juristischen Dienstes des Europäischen Rates, dieser Aussage bei: „The Lisbon Treaty will not deliver [...] what is needed to allow a 27‑EU to work effectively“ (318). Aus diesem Grund plädiert er – verkürzt gesprochen – für ein vertraglich legitimiertes Europa der zwei Geschwindigkeiten. Der Binnenmarkt‑Kommissar Michael Barnier referiert über die Einwanderungspolitik der EU und fordert einen „kohärenten Ansatz“ (277), der Entwicklungszusammenarbeit, Flüchtlingshilfe und Vergabeverfahren von Visa verbindet. Eric Schmidt, Chief Executive Chairman von Google, berichtet über technologische Fortschritte und preist firmeneigene Innovationen an – der Zusammenhang zum Thema des Bandes bleibt unklar. Die internationale Auswahl der Vortragenden ist lobenswert und erhöht maßgeblich die Qualität des Sammelbandes. Allerdings gehören die an der Vorlesungsreihe beteiligten Politiker_innen eher konservativen Kreisen an, weshalb die politische Vielfalt zu wünschen übrig lässt. Weil der Redecharakter in fast allen Beiträgen beibehalten wird, enthält der Band keine tiefgreifenden wissenschaftlichen Analysen. Vielmehr dient er der Dokumentation politischer und wissenschaftlicher Einschätzungen zur Finanzkrise und zu den ersten Jahren nach der Ratifizierung des Vertrags von Lissabon.
Stefan Müller (SMÜ)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Trinity College Dublin.
Rubrizierung: 3.13.63.53.43.23.72.323 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Ingolf Pernice / Rüdiger Schwarz (Hrsg.): Europa in der Welt – Von der Finanzkrise zur Reform der Union Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36856-europa-in-der-welt--von-der-finanzkrise-zur-reform-der-union_45149, veröffentlicht am 13.03.2014. Buch-Nr.: 45149 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken