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Andreas Jacobs

Europa und die arabische Welt. Bestandsaufnahme und Perspektiven der Inter-Regionalen Kooperation

Sankt Augustin: Konrad-Adenauer-Stiftung 1995 (Interne Studien 110); 112 S.; 5,- DM; ISBN 3-930163-78-0
Durch die Umbrüche in Ost- und Mitteleuropa gerät zumindest aus der Sicht der nördlichen EU-Europäer eine Region stärker aus dem Blickfeld, die nach Ansicht der südlichen Mitglieder der Union sowie der Europäischen Kommission weiterhin der besonderen Aufmerksamkeit der EU bedarf: Die Rede ist vom südlichen und östlichen Mittelmeerraum und den Golfstaaten der arabischen Halbinsel, der "arabischen Welt". Jacobs arbeitet in seiner Studie heraus, welche triftigen Gründe gegen eine Vernachlässigung der Region sprechen, die im Gegensatz zu Ostmitteleuropa nicht durch Integration an die Union herangeführt werden wird, sondern weiterhin durch Kooperation. Hierzu zeichnet er zunächst die Entwicklung der interregionalen Kooperation zwischen den (West-)Europäern und den arabischen Staaten nach, wobei deutlich wird, daß die EG/EU-Zwölf im Westen des Nahen Ostens (dem Maghreb) mehr bewirken konnten als im östlichen Teil (dem Maschrek), in dem die USA eine unangefochtene Führungsrolle einnehmen. Gleichwohl stellt der Verfasser fest, daß die gesamte interregionale Kooperation nur bedingt möglich und bisher nur von begrenztem Nutzen war, was zum einen durch Uneinigkeit und unterschiedliche Interessenlagen innerhalb der arabischen Regionen und Subregionen, zum anderen aber auch durch differierende Präferenzen und Vorbehalte der Europäer selbst bedingt war und auch für die zukünftige Entwicklung - möglicherweise in noch stärkerem Maße als bisher - kennzeichnend bleiben dürfte. Dennoch sieht der Autor gerade vor diesem Hintergrund in den aktuellen Vorschlägen der Kommission für eine neue Mittelmeerpolitik einen prinzipiell richtigen Ansatz. Im Mittelpunkt stehen hierbei, wie schon bei der bisherigen Mittelmeerpolitik der EG, die Errichtung einer Freihandelszone, die Erhöhung der finanziellen Unterstützung und insbesondere die Einrichtung und Intensivierung eines politischen Dialogs. Nach Jacobs gilt es nun jedoch, "diesen [bislang eher] reaktiven Ansatz so zu erweitern, daß die EU zur aktiven Politikgestaltung im Mittelmeerraum befähigt wird" (110).
Axel Lüdeke (AL)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 3.6 | 2.63 | 2.61 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Axel Lüdeke, Rezension zu: Andreas Jacobs: Europa und die arabische Welt. Sankt Augustin: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/2244-europa-und-die-arabische-welt_2741, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 2741 Rezension drucken