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Myra Posluschny

Europäische Medienöffentlichkeit: Demokratisierung der Europäischen Union? Eine systemtheoretische Analyse in Anlehnung an Niklas Luhmann

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010; 136 S.; 19,- €; ISBN 978-3-8329-4812-2
Inwiefern kann eine europäische Medienöffentlichkeit einen Beitrag zur Demokratisierung des politischen Systems der EU leisten? Zur Beantwortung dieser Frage erörtert die Autorin zwei Öffentlichkeitsmodelle, nämlich das deliberative bzw. diskurstheoretische nach Jürgen Habermas sowie das repräsentativ-liberale bzw. systemtheoretische Modell in Anlehnung an Niklas Luhmann. Letzteres wählt sie als Grundlage der weiteren Analyse, da es „einen Rahmen für die moderne komplexe Gesellschaft der EU zur Verfügung“ (14) stellt. Im Anschluss an eine Erörterung des Mediensystems aus systemtheoretischer Perspektive wendet sie die systemtheoretischen Erkenntnisse auf das EU-System an. Es folgt eine empirische Metaanalyse über die Berichterstattung der überregionalen deutschen Print- und Onlinemedien im Zeitraum vom 13. bis zum 27. Dezember 2007 bezüglich der Unterzeichnung des Lissabonner Vertrages. Dabei stellt sie fest, dass allgemeine Informationen zum Vertrag überwiegen, Kommentare zum Vertragsabschluss seien überwiegend positiv. Daraus schließt sie, dass zwar über europäische Ereignisse berichtet werde, sodass sich im Sinne Luhmanns von einer europäisierten deutschen Medienöffentlichkeit hinsichtlich des Vertrags von Lissabon sprechen lasse. Jedoch offenbare diese Metaanalyse insgesamt eine „schwach ausgeprägte europäische Medienöffentlichkeit“ (92), die dementsprechend lediglich schwach aus der Perspektive Luhmanns zur Demokratisierung des politischen Systems der EU beitrage. Hemmnisse hierfür seien in den Institutionen des politischen Systems der EU begründet. Eine unzureichend ausgestaltete politische Spitze sowie die fehlende Kontrollierbarkeit und Transparenz von Entscheidungen und Handlungen in der Union stellten die zentralen Demokratiehemmnisse dar, die der Herausbildung einer stark ausgeprägten europäischen Medienöffentlichkeit entgegenstünden. Die Situation werde sich durch den Lissabonner Vertrag verbessern, so Posluschnys Prognose, sodass sich künftig nicht nur eine europäische, sondern langfristig sogar eine „länderübergreifende“ (93) Medienöffentlichkeit herausbilden werde.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.4 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Myra Posluschny: Europäische Medienöffentlichkeit: Demokratisierung der Europäischen Union? Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32351-europaeische-medienoeffentlichkeit-demokratisierung-der-europaeischen-union_38599, veröffentlicht am 23.06.2010. Buch-Nr.: 38599 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken