Europafähigkeit der Kommunen. Die lokale Ebene in der Europäischen Union
Der Band greift ein mehrfaches Defizit auf: Die Rolle und Bedeutung der Kommunen im europäischen Mehrebenensystem wurde sowohl in der politikwissenschaftlichen Forschung als auch in der politischen Praxis lange unterbewertet. Die Auswirkungen europäischen Gemeinschaftsrechts wurden bis in die 90er-Jahre vor allem als Bedrohung und „Einschränkung des kommunalen Handlungsspielraumes“ (16) thematisiert; während die Darstellung der Chancen, die sich sowohl aus zahlreichen Förderprogrammen der EU als auch aus grenzüberschreitenden Kooperationen und neuen Möglichkeiten der Interessenvertretung auf europäischer Ebene ergeben, ungewürdigt blieben. Mit der Vollendung des Binnenmarktes sehen sich Städte und Gemeinden jedoch mit einer Vielzahl von Rechtsakten aber auch Betätigungsfeldern konfrontiert, die nicht nur Standortmarketing und Wirtschaftsförderung, sondern auch Umweltrecht, kommunale Daseinsvorsorge, Ausschreibungen, Kulturförderung und andere Bereiche betreffen. Die Notwendigkeit europapolitischen Handelns stellt nicht zuletzt an politische Akteure, Mitarbeiter der Verwaltung und lokale Wirtschaftsvertreter neue Anforderungen und erzeugt einen Bedarf umfassender Beratung sowie die Bündelung von Interessen in der kommunalen Europaarbeit. Die Beiträge liefern dazu nicht nur grundlegende Informationen zur Rolle der Kommunen in der EU und die Auswirkungen europäischer Politik auf verschiedene kommunale Politikfelder, sondern dokumentieren verschiedene Best-practice-Beispiele, die als konkrete Hilfestellungen zur Entwicklung von Europaaktivitäten und zur Steigerung der „kommunalen Europakompetenz“ dienen sollen (19).