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Eckhard Jesse

Extremismus und Demokratie, Parteien und Wahlen. Historisch-politische Streifzüge

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2015; 488 S.; 60,- €; ISBN 978-3-412-22302-1
Der Sammelband enthält mehr als zwanzig zwischen 2008 und 2014 publizierte Aufsätze zu den Forschungsschwerpunkten Jesses, die unter die drei Rubriken „Politikwissenschaft“, „Extremismus und Demokratie“ sowie „Parteien und Wahlen“ subsumiert sind. In der Einleitung bemängelt er die Selbstreferenzialität der deutschen Politikwissenschaft, die mit dürftiger Präsenz in soziopolitischen Debatten korrespondiere. Im Kontrast dazu habe er „solche Beiträge ausgesucht, die eben nicht in erster Linie für die ‚Zunft‘ bestimmt waren, sondern auf ein breiteres öffentliches Interesse hoffen durften“ (9). In einer Bestandsaufnahme der deutschen Politikwissenschaft mahnt Jesse seine Zunft, auf bessere (sprachliche) Verständlichkeit zu achten, die „wahrhaftig nicht Unwissenschaftlichkeit“ (48) bedeute. Die Abschaffung des Theodor‑Eschenburg‑Preises der DVPW nennt er ein Armutszeugnis, dem Vorstand der Fachvereinigung wirft er „Leisetreterei“ und eine „Bunkermentalität“ (54) vor. Im zweiten Abschnitt schaltet sich Jesse unter anderem in die Diskussion um ein neuerliches NPD‑Verbotsverfahren ein, das er ablehnt: „Wer als Reaktion auf den öffentlichen (besser: veröffentlichten) Druck flugs in den populistischen Ruf nach einem Parteienverbot einstimmt, zeigt Hilflosigkeit.“ (175) Besser sei eine unerschrockene argumentative Auseinandersetzung mit den Extremisten, aber auch „das Vertrauen in die Überlegenheit des demokratischen Verfassungsstaates“ (176). Nicht minder wohltuend pointiert sind die Beiträge im Kapitel „Parteien und Wahlen“, wie exemplarisch der Essay „Wie geht es mit der FDP weiter?“ zeigt. Jesse skizziert darin vier Entwicklungsszenarien und exponiert sich mit der zuvor plausibel begründeten Ansicht: „Würde die FDP hinfort im Bundesparlament fehlen, wäre eine wichtige politische Facette nicht mehr vertreten, Vielfalt reduziert.“ (431) Den Band beschließt ein Exkurs mit dem schlichten Titel „Hinweise zur Promotion“. Darin bezieht Jesse gegen die verschulte Promotion Stellung und stellt gewohnt eloquent jeweils zehn „goldene Regeln“ für Doktoranden sowie Doktorväter/‑mütter auf.
{HEI}
Rubrizierung: 1.32.3112.3132.3142.3152.3312.3322.371.1 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Eckhard Jesse: Extremismus und Demokratie, Parteien und Wahlen. Köln/Weimar/Wien: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38979-extremismus-und-demokratie-parteien-und-wahlen_47313, veröffentlicht am 15.10.2015. Buch-Nr.: 47313 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken