
Fanatismus. Der Drang zum Extrem und seine psychischen Wurzeln
Die weltpolitischen Ereignisse der letzten Jahre bieten den Sozialwissenschaften genügend aktuelle Anlässe, sich mit den Zusammenhängen von Extremismus, Fundamentalismus und Fanatismus zu beschäftigen. Der Psychiater und studierte Theologe Hole setzt sich mit den psychischen Entstehungsbedingungen des Fanatismus auseinander. Fanatiker, so die grundlegende These, sind weder „böse“ noch krank; ihr „Drang zum Extrem“ (Untertitel) ergebe sich vielmehr aus der Besessenheit von einer unbedingten Durchsetzung bestimmter Ideale. Vor dem Hintergrund von Wertevielfalt und -wandel bildet Fundamentalismus zumeist den Kern des Fanatismus. Hole veranschaulicht die unterschiedlichen Motivationen und Handlungsmuster von Fanatikern anhand von Typologien und erklärt die verschiedenen inhaltlichen Ausrichtungen an vielen Beispielen. Von Michael Kohlhaas als Kämpfer für die individuelle Gerechtigkeit über politischen Fanatismus bei Robespierre und Hitler bis zu religiösen Fanatikern à la Bin Laden werden verschiedene Ausprägungen des Fanatismus erläutert. Neben den gelungenen Erklärungen zu den psychologischen Strukturen und den jeweiligen Abgrenzungen der Fanatismen geht Hole auch auf Gegenbewegungen zum Fanatismus ein. Das Buch ist verständlich geschrieben und auch für Politikwissenschaftler ausgesprochen lesenswert.