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Edeltraud Aubele / Gabriele Pieri (Hrsg.)

Femina Migrans. Frauen in Migrationsprozessen (18.-20. Jahrhundert)

Königstein/Ts.: Ulrike Helmer Verlag 2011; 222 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-89741-314-6
Wanderungsprozesse und das ihnen vorausgehende freiwillige oder auch erzwungene Verlassen der Heimat sowie das schwierige Ankommen im Aufnahmeland stellen nicht etwa die Ausnahme, sondern den Regelfall in der Geschichte dar. Bislang wurden die damit verbundenen soziologischen, kulturellen und psychologischen Prozesse aber vorrangig aus geschlechtsneutraler Perspektive betrachtet. In den zehn Beiträgen des Tagungsbandes wird dieser allgemeine Blickwinkel eingegrenzt und die Gruppe der Frauen in den Einwanderungsbewegungen der vergangenen zwei Jahrhunderte näher beleuchtet. Diese Genderperspektive zeigt auf, in welch hohem Maße Migration von den jeweils herrschenden Geschlechterkonzepten im Abwanderungs- und im Aufnahmeland geprägt war und ist. In den ersten drei Beiträgen wird zunächst anhand von historischen Beispielen die Vielfalt der weiblichen Migration thematisiert. Iwona Dadej untersucht beispielsweise die Gruppe der polnischen Bildungsmigrantinnen im ausgehenden 19. Jahrhundert, die auswanderten, um an Universitäten – vorzugsweise – in der Schweiz oder Frankreich zu studieren. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Marie Curie oder Rosa Luxemburg. Auch Vera Kallenberg widmet sich einem historischen Beispiel und beleuchtet auf der Basis von Kriminalakten wandernde Jüdinnen, die um 1800 die Aufmerksamkeit der deutschen Justiz erregten. Marina Liakova greift die großen Migrationsströme der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts konzeptionell auf und gibt einen Überblick über die sozialwissenschaftliche Migrationsforschung aus der Genderperspektive. Als zentral für den Integrationsprozess erachtet die Forschung, in welchem Maße Migrantinnen über kognitiv-kulturelles sowie soziales Kapital verfügen. Dieser Forschungsskizze folgen weitere Bespiele, die einen Einblick in die praktischen Integrationsprobleme und Erfahrungen von Migratinnen in Deutschland diskutieren. Der anfänglich europäische Fokus wird dabei immer enger gezogen und endet schließlich in Baden-Württemberg, wo auch die Initiatoren der Tagung und des Sammelbandes beheimatet sind.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.36 | 2.35 | 2.31 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Edeltraud Aubele / Gabriele Pieri (Hrsg.): Femina Migrans. Königstein/Ts.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34253-femina-migrans_41111, veröffentlicht am 13.10.2011. Buch-Nr.: 41111 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken