
Film und Krieg. Die Inszenierung von Politik zwischen Apologetik und Apokalypse
Zwischen dem kollektiven Gedächtnis über den Krieg und dem Medium Film besteht nach Ansicht des Herausgebers, der Politikwissenschaft in Erfurt lehrt, zweifellos ein Zusammenhang. In diesem Sammelband werden deshalb Inhalte und intendierte Botschaften von Kriegs- und Anti-Kriegsfilmen politikwissenschaftlich analysiert. Mit dem Kriegsthema würde nicht nur eine Geschichte über das Erleben von Gewalt erzählt, so Strübel. Thematisiert werden mitunter auch Patriotismus, Nationalismus oder Militarismus, "historische Ereignisse werden uminterpretiert und mythologisiert" (8). Im ersten Teil des Buches geht es um Spielfilme im engeren Sinne, wobei Länder und Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Im zweiten Teil stehen Computer und Fernsehen im Mittelpunkt. Die (Massen-)Medien seien nicht mehr nur innenpolitisch die vierte Gewalt, so Strübel, sondern auch in der internationalen Politik. Eine wichtige Frage sei daher die nach ihrer Rolle zu Beginn, während des Verlaufs und bei der Beendigung von Kriegen. Strübel nennt hier völlig unterschiedliche Beispiele, so die öffentliche Meinung gegen den Vietnam-Krieg oder die These, dass die deutschen Medien in den Balkan-Kriegen in die Rolle von "Brandstiftern" (191) geraten seien.
Inhalt: Andreas Dörner: Die politische Kultur der Gewalt. Zur Inszenierung von Gewalt als Teil des expressiven Individualismus im amerikanischen Film (17-37); Michael Strübel: Kriegsfilm und Antikriegsfilm. Ein filmgeschichtlicher Abriss aus der Sichtweise der internationalen Politik (39-73); Detlef Kannapin: "Geh hin und sieh dir das an". Sowjetische Spielfilme im Kontext von Revolution und Krieg - Drei Beispiele (75-92); Peter Krause / Birgit Schwelling: "Filme als Orte kollektiver Erinnerung". Aspekte der Auseinandersetzung mit der Erfahrung des Vietnamkrieges in Apocalypse Now (93-108); Herbert Heinecke: Die Debatte um The Deer Hunter - politische und künstlerische Dimensionen (109-126); Gerhard Lampe: Medienfiktionen beim NATO-Einsatz im Kosovo-Krieg 1999 (127-134); Dietmar Schiller: Zwei Wochen im Juni: Anatomie einer politischen Krise. Eine Analyse televisueller Symbolpolitik am Beispiel des Brandanschlags in Solingen (135-146); Jörg R. J. Schirra / Stefan Carl-McGrath: Identifikationsformen in Computerspielen und Spielfilm (147-161); Reinhard Wesel: Haben Massenmedien eine besondere Bedeutung in der bzw. für die Internationale Politik? Kritische Überlegungen zu einigen gängigen Annahmen (163-185); Michael Strübel: Von Kuwait nach Kabul: Medien im Krieg und die Macht der Bilder (187-208).