Die Abschottungs‑ und Abschreckungspolitik der Europäischen Union und das damit in Kauf genommene Massensterben von Flüchtlingen an ihren Außengrenzen war das Motiv der 30. Internationalen Sommerakademie auf der Friedensburg Schlaining, auf die dieser Band zurückgeht. An dieser Veranstaltung, die erstmals in Kooperation mit einer NGO im Rahmen des EU‑Programms „Europe for Citizens“ veranstaltet wurde, nahmen Aktivist_innen verschiedener Organisationen der Flüchtlingshilfe sowie Vertreter_innen aus Medien, Politik und Wissenschaft teil. Akteur_innen aus den für die „enorme Brutalisierung des EU‑Grenzregimes“ (9) maßgeblich beteiligten Institutionen folgten einer Einladung nicht, wie die Herausgeber eingangs bedauern. Ihr Buch verstehen sie dennoch nicht als Kampfschrift, vielmehr wollen sie mit Hintergrundanalysen und praktischen Beispielen die Komplexität des Themas veranschaulichen. So beleuchtet der Friedensforscher Peter Strutynski die vielfältigen Ursachen für Flucht und Vertreibung und macht beispielsweise auf die verheerenden Auswirkungen der erzwungenen Migration durch Land Grabbing aufmerksam. Einen anderen Blick auf Migration wirft der Aktivist Dieter Alexander Behr, indem er diese als „selbstbestimmten Akt der Emanzipation“ (27) zu fassen versucht. Die Politikwissenschaftlerin Susanne Reitmair wiederum legt dar, wie im medialen Diskurs ein Zusammenhang zwischen Sicherheit und Migration oft als „logisch“ oder „natürlich“ wahrgenommen wird, was dazu führt, dass „die immer restriktivere Politik in großen Teilen der Gesellschaft akzeptiert oder sogar gefordert wird“ (112). In weiteren Kurzbeiträgen werden eindrücklich die tragischen Geschehnisse im Umgang mit Flüchtlingsbooten im Mittelmeer sowie die äußerst defizitäre Unterbringungspraxis in Italien beleuchtet, aber auch Anregungen für gewaltfreie Kampagnen und Maßnahmen der politischen Bildung gegeben. Damit bietet der Band insgesamt einen tiefen Einblick in die vielfältigen Dimensionen von Flucht und Migration.