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Claude Lefort

Fortdauer des Theologisch-Politischen?

Wien: Passagen Verlag 1999 (Passagenforum); 101 S.; brosch., 28,- DM; ISBN 3-85165-351-3
Der nun auch in deutscher Sprache vorliegende, bereits 1981 erstmals in der Zeitschrift Le Temps de la réflexion erschienene Aufsatz gilt als ein Schlüsseltext der politischen Philosophie Leforts. Inspiriert von der Entstehung der demokratisch revolutionären Solidarnosc-Bewegung in Polen sowie deren christlich-religiöser Dimension, regte Lefort eine Neuthematisierung des Verhältnisses von Politischem und Religiösem an. Spätestens mit der französischen Revolution hat sich eine Geisteshaltung behauptet, die "den Staat als unabhängige Entität" auffaßt "und die Religion in die Domäne der privaten Überzeugungen" (32) verbannt. Während sich für den Sozialwissenschaftler die Frage nach der historischen Entflechtung des Religiösen und des Politischen als manifester Tatbestand darstellt, stiften aus der philosophischen Sicht sowohl das Politische wie das Religiöse durch ihre entsprechenden Artikulationen einen Zugang zur Welt. Mit der "Erschöpfung des theologisch-politischen Sicherungsmandats des Welt- und Politikverständnisses" (Scheulen/Szánkay [22]) zeigt sich die moderne Demokratie wiederum anfällig für das Ideologische. Die Auflösung der Bezugspunkte und die Öffnung der symbolischen Ordnung verweisen auf das Paradox der demokratischen Gesellschaft. Es besteht darin, "daß das gesamte Abenteuer, das sich mit der Formulierung einer neuen Idee des Staates, des Volkes, der Nation, der Menschheit abspielt, seine Wurzeln in der Vergangenheit hat" (94). Mit ihrer Einleitung verorten Scheulen und Szánkay den Text im Gesamtwerk des Autors und verweisen auf die Anschlußstellen zum Denken Hannah Arendts, deren Arbeiten zur Bestimmung eines eigenständigen Politikbegriffs in gewisser Weise von Lefort weitergedacht werden. Lefort wurde 1998 der Bremer Hannah-Arendt-Preis verliehen. Inhalt: Hans Scheulen / Zoltán Szánkay: Zeit und Demokratie. Eine Einstimmung (9-30); Claude Lefort: Fortdauer des Theologisch-Politischen? (31-101).
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 5.42 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Claude Lefort: Fortdauer des Theologisch-Politischen? Wien: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/8589-fortdauer-des-theologisch-politischen_11316, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11316 Rezension drucken