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Frank Marcinkowski (Hrsg.)

Framing als politischer Prozess. Beiträge zum Deutungskampf in der politischen Kommunikation

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Schriftenreihe Politische Kommunikation und demokratische Öffentlichkeit 6); 255 S.; brosch., 44,- €; ISBN 978-3-8487-0238-1
Es handelt sich um die von Interessierten langersehnte Dokumentation einer Tagung, die 2011 in Münster stattfand. Der Band versammelt 13 Beiträge sowie eine Einführung durch den Herausgeber. Der originäre Vorschlag darin lautet, Kommunikation als zentralen Operationsmodus von Politik zu verstehen. Der Band gliedert sich in drei Teile: Im ersten Abschnitt werden Fragen der Methodologie behandelt, im zweiten wird Framing als Strategie diskutiert und im dritten die Wirkung von Framing auf politische Prozesse beleuchtet. Jörg Matthes nimmt zunächst eine kritische Bestandsaufnahme von Framing als Methode vor. „Framing als Leuchtturmkonzept“ (17) sei zwar ein vereinender Ansatz, der es vermöge, den gesamten Kommunikationsprozess zu erfassen. Ihm mangele es aber an Kohärenz. Dieses Problem erschließt er über die Kuhn‘schen Begriffe der Vorhersagekraft, Widerspruchsfreiheit und Adäquatheit. Als gemeinsamen Nenner identifiziert er die Verwendung der Frame‑Metapher. Allerdings existiere keine kohärente Begriffsbildung, weshalb Matthes zu dem Schluss kommt, dass Framing noch keine Theorie und kein Paradigma sei und deshalb einheitliche Begriffe konzipiert werden müssten. Juliana Raupp und Daniel Völker analysieren strategisches Framing in der Finanz‑ und Wirtschaftskrise 2009 mit einer Einzelfallstudie der Kommunikation des Bundesfinanzministeriums. Sie verknüpfen Framing mit der Strategieforschung und analysieren vier Perspektiven: Strukturen, Akteure, Prozesse und Wirkungen, die mit Agenda‑Setting und Obtrusiveness (Aufdringlichkeit von Themen) verbunden werden. Interessant ist dabei das Modell des strategischen Framings. Damit wird in der Analyse aufgezeigt, dass in der Finanzkrise Kommunikation und Politik zusammen geplant wurden, weil durch die Kommunikation die Wahrnehmung der Krise nicht noch vorangetrieben werden sollte. Insgesamt bietet das Buch ein Spektrum der Ansätze zu Framing und gibt Einblick in die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen, denn letztlich oszilliert der Ansatz sowohl in begrifflicher als auch analytischer und empirischer Hinsicht. Zudem stellt sich wiederholt die Frage, was genau nun Framing von Agenda‑Setting‑Ansätzen und, mehr noch, von Deutungsmusteranalysen unterscheidet. Ein roter Faden zur Gesamtorientierung des Bandes in den Beiträgen und eine Zusammenfassung hätten dies leisten können. Fest steht, dass Framing als ein Brückenkonzept fungieren kann.
Isabelle Borucki (ISA)
Dr., Politikwissenschaftlerin (Soziologin, Philosophin), wiss. Mitarbeiterin SFB 600 Fremdheit und Armut, Institut für Politikwissenschaft, Universität Trier.
Rubrizierung: 2.3332.3322.3312.42.223.42.61 Empfohlene Zitierweise: Isabelle Borucki, Rezension zu: Frank Marcinkowski (Hrsg.): Framing als politischer Prozess. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37269-framing-als-politischer-prozess_44655, veröffentlicht am 10.07.2014. Buch-Nr.: 44655 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken