Skip to main content
Stefan Brüne / Hans-Georg Ehrhart / Hein-Gerhard Justenhoven

Frankreich, Deutschland und die EU in Mali. Chancen, Risiken, Herausforderungen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Studien zur Friedensethik 52); 251 S.; geb., 46,- €; ISBN 978-3-8487-1895-5
Die Militärintervention Frankreichs in seiner ehemaligen Kolonie Mali am 11. Januar 2013 kam für viele Beobachter überraschend, hatte doch Präsident François Hollande diesen Schritt lange Zeit abgelehnt. Diese Operation war jedoch kein unilateraler Vorstoß, sondern wurde von Deutschland ebenso wie von zahlreichen weiteren europäischen Verbündeten moralisch wie logistisch unterstützt. Im Mittelpunkt der Aufsätze steht die Erklärung der Konfliktursachen, die eine hohe Komplexitätsdichte aufweisen. „Die Kriegsursachen sind vielfältig. Sie umfassen in Mali strukturelle, sozioökonomische Widersprüche ebenso wie auf Kolonialismus beruhende soziopolitische Deformationen, kulturelle Spannungen und schwer zu vereinbarende ideologische Weltbilder. Die Militarisierung politischer Konflikte durch die Ausdehnung des Global War on Terror auf Afrika, tatkräftig unterstützt durch Paris, trug zur Verschärfung der Lage bei“ (59), so Hans‑Georg Ehrhart. Aus akteurszentrierter Sicht wird die Rolle Frankreichs, der Europäischen Union und der Bundesrepublik Deutschland bewertet. Dabei wird deutlich, dass „die Bundesregierung ihrer Zurückhaltungstradition und Entscheidungsträgheit nach innen wie außen treu bleibt“ (94) und sich gegen eine größere Rolle im militärischen Bereich ausspricht, was in Frankreich nur bedingt auf Verständnis trifft. In weiteren Aufsätzen geht es um die regionalen Auswirkungen auf Westafrika und die Herausforderungen künftiger Friedenspolitiken. Terrorismus und organisiertes Verbrechen sind nach wie vor Kennzeichen dieser Region, sodass eine Befriedung nur durch langfristigen Friedenseinsatz und umfassende politische Lösungen möglich ist. Ob Mali vor dem nächsten Krieg steht, wie Heinz‑Gerhard Justenhoven abschließend fragt, ist nicht auszuschließen, da die Regierung ihre Diskriminierungspolitik gegenüber den verschiedenen Ethnien des Nordens fortsetzt. Hier zeigt sich, dass das Erbe der Kolonialzeit durch willkürliche Grenzziehung immer noch nachwirkt. Wenn keine echte Versöhnungspolitik erfolgt, „wird der Aufbau staatlicher Sicherheitskräfte […] nur dazu dienen, bestehende politische Verhältnisse zu zementieren und gesellschaftliche und politische Konflikte zu unterdrücken, um auf den nächsten gewalttätigen Konflikt zu warten.“ (201)
{FGI}
Rubrizierung: 4.24.214.222.612.674.33.64.41 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Stefan Brüne / Hans-Georg Ehrhart / Hein-Gerhard Justenhoven: Frankreich, Deutschland und die EU in Mali. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38369-frankreich-deutschland-und-die-eu-in-mali_46865, veröffentlicht am 30.04.2015. Buch-Nr.: 46865 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken