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Tobias Koepf

Frankreichs 'neue' militärische Interventionspolitik in Subsahara-Afrika (2002-2009) Eine konstruktivistische Analyse

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Außenpolitik und Internationale Ordnung); 320 S.; 54,- €; ISBN 978-3-8329-7721-4
Diss. Koblenz‑Landau; Begutachtung: S. Schmidt, B. Stahl. – Die Ziele und Konsequenzen des militärischen Eingreifens Frankreichs und anderer europäischer Staaten in Mali und der Zentralafrikanischen Republik im Jahr 2013 werden in Politik und Medien diskutiert. Tobias Koepf geht somit ein Thema an, das von anhaltender Aktualität ist. Er fragt, inwiefern die militärische Interventionspolitik Frankreichs in Subsahara‑Afrika in den Jahren 2002 bis 2009 eine neue Form des Engagements darstellt oder lediglich eine Fortsetzung der Politik der Einflussnahme der Grande Nation im von ihr als „Hinterhof“ (17) verstandenen frankophonen Afrika ist. Während in der Forschung ein Konsens über die Entwicklung der französischen Politik hin zu einer multilateralen Vorgehensweise besteht, kommen Untersuchungen auf der Grundlage rationalistischer Theorieansätze hinsichtlich der Motive Frankreichs zu anderen Schlussfolgerungen als jüngere Analysen mit konstruktivistischer Ausrichtung. Die These der Kontinuität steht hier der These der Europäisierung der allgemeinen französischen Außenpolitik entgegen. Die französische Afrikapolitik wird somit zum Testfall, da sie nach Ansicht des Autors „als noch resistenter gegenüber Veränderungen als die französische Außenpolitik im Allgemeinen“ (26) gilt. Koepf verwendet für seine Untersuchung, anders als ein Großteil der bisher vorliegenden Literatur zu dieser Frage, einen interpretativ‑konstruktivistischen Ansatz und bedient sich im Rahmen von vier Fallstudien (den Operationen Licorne in der Elfenbeinküste, Artemis und EUFOR RD im Kongo sowie EUFOR Tschad/RCA) der Methoden der qualitativen Inhalts‑ bzw. Diskursanalyse. Er folgt dabei einer Periodisierung französischer Afrikapolitik, die eine Entwicklung der sicherheitspolitischen Identität des Landes von der Rolle als „Gendarme“ (77) im postkolonialen Afrika über den „Ruanda Schock“ (31) und die Krise angesichts der französischen Rolle während des Völkermordes von 1994 hin zur jüngeren Interventionspolitik nachzeichnet. Im Ergebnis zeigt Koepf, dass für letzteren Zeitraum sich nicht nur die Instrumente der französischen Afrikapolitik gewandelt haben, sondern „primär das Identitätselement der ‚humanitären Einmischung‘ die militärische Interventionspolitik Frankreichs zwischen 2002 und 2009 auf ihrer Zielebene prägt“ (262).
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.22 | 4.41 | 2.61 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Tobias Koepf: Frankreichs 'neue' militärische Interventionspolitik in Subsahara-Afrika (2002-2009) Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36762-frankreichs-neue-militaerische-interventionspolitik-in-subsahara-afrika-2002-2009_44863, veröffentlicht am 20.02.2014. Buch-Nr.: 44863 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken