FrauenMännerGeschlechterforschung. State of the Art
Der umfangreiche Sammelband geht auf eine Tagung der Sektion Frauen- und Geschlechterforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im November 2005 zurück. Den Herausgeberinnen zufolge wurde der Anspruch, einen „State of the Art” abzubilden insofern eingelöst, als die Ausdifferenzierung und Vielstimmigkeit des Feldes in der Fülle der Beiträge deutlich wird. Obwohl es sich um einen Sammelband mit deutlich soziologischer Ausrichtung handelt, bietet er für die geschlechterkritische Politikwissenschaft zahlreiche interessante Anknüpfungspunkte. Die ersten beiden Beiträge – eine Kontroverse zwischen Stefan Hirschauer und Gudrun-Axeli Knapp und ein Beitrag von Andrea Maihofer – fassen nicht nur zugespitzt die Entwicklung der Geschlechterforschung zusammen, sondern vermitteln auch pointiert ihre gegenwärtigen Herausforderungen: Ist ihre Wissenschaftlichkeit durch die oftmals geforderte Parteilichkeit gefährdet? Wie ist es zu bewerten, dass es vornehmlich Frauen sind, die Geschlechterforschung betreiben? Handelt es sich bei der Geschlechterforschung in Wirklichkeit nur um eine umbenannte Frauenforschung? Findet nach der Verständigung über die Kategorie „Geschlecht” ein Perspektivenwechsel zurück auf gesamtgesellschaftliche und politische Fragen statt? Die Beiträge des vierten Abschnitts zum Thema „Politik und Geschlecht” jedenfalls widmen sich u. a. Fragen der (europäischen) Gleichstellungspolitik und der Gerechtigkeit im Wandel von Staatlichkeit und sind – zusammen mit den theoretischen Beiträgen des zweiten Abschnittes – in jedem Fall wert, seitens der Politikwissenschaft rezipiert zu werden.