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Avi Primor

Frieden in Nahost ist möglich. Deutschland muss Obama stärken

Hamburg: edition Körber-Stiftung 2010 (Standpunkte); 95 S.; brosch., 10,- €; ISBN 978-3-89684-140-7
Der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland schildert in diesem Band seine Vision für die Bedingungen eines Friedens zwischen Israel und den Palästinensern. Für die politische Ausgestaltung eines solchen Friedens gab es bereits viele Entwürfe, die sich nach Ansicht des Autors nur in unbedeutenden Details unterschieden. Primor ist davon überzeugt, dass nur eine europäische Friedensarmee in der Lage wäre, den Nahost-Konflikt durch ihre Sicherheitsgarantie für alle Beteiligten zu beenden. Er denkt dabei vor allem an osteuropäische und türkische Soldaten, denn Westeuropäer wären dazu vermutlich kaum bereit. Jedoch sei es unumgänglich, dass die Europäische Union, und hier insbesondere Deutschland und Frankreich, die politische Führung übernähmen. Sie müsste sich mit den USA auf einen solchen Schritt verständigen und „nicht zuletzt von der ganzen arabischen Welt unterstützt werden“ (74). Um sich mit den Palästinensern zu einigen, müsste Israel mit der Hamas kooperieren, meint Primor. Dies sei nicht nur notwendig, um im Gazastreifen Ruhe zu schaffen, sondern auch, damit die Hamas nicht Verhandlungen mit der Regierung in Ramallah untergrabe. Formal könne die Hamas ihre extremistische Ideologie beibehalten, praktisch jedoch der Regierung in Ramallah ihre Zustimmung für Verhandlungen mit Israel signalisieren. Primor ist sich auch im Klaren, dass dies bedeuten würde, „die absolute Boykottierung der Hamas“ (81) aufzuheben. Roger de Weck nennt diese Vision in seinem Vorwort eine „reale Utopie“ (6). Primor ist selbst allerdings davon überzeugt, dass von der heutigen israelischen Regierung „keine Initiative zu erwarten“ (65) sei. Mit Verweis auf die Holocaustleugnung bezeichnet Primor den Iran als „vielleicht sogar einzig wahre[n] Feind des Staates Israel“ (22). Dieser wolle zudem die Staaten Irak, Saudi-Arabien und die Emirate am Persischen Golf unter seine Schutzherrschaft bringen. Dann würde der Iran nicht nur 57 Prozent der weltweiten Ölreserven kontrollieren, sondern auch der muslimischen Welt seine religiöse Richtung, die Schia, aufzwingen können.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.63 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Avi Primor: Frieden in Nahost ist möglich. Hamburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32258-frieden-in-nahost-ist-moeglich_38494, veröffentlicht am 23.06.2010. Buch-Nr.: 38494 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken