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Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) / Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) / Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) / Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) / Bonn International Center for Conversion (BICC) (Hrsg.)

Friedensgutachten 2014. Hrsg. von Ines-Jacqueline Werkner, Janet Kursawe, Margret Johannsen, Bruno Schoch und Marc von Boemcken

Berlin: Lit 2014; 357 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-643-12556-9
Einhundert Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wartet das Friedensgutachten 2014 mit einer beinahe angsteinflößenden Frage auf: „Europa – Friedensprojekt am Ende?“ (45) Die diesjährige Ausgabe des Jahrbuchs legt ihren Fokus auf die Rolle von Religionen in Gewaltkonflikten, die Veränderung von Krieg und Kriegsführung im digitalen Zeitalter und die aktuellen Brennpunkte (wie Ukraine, Syrien, Afghanistan‑Pakistan). Mit insgesamt neun Beiträgen bildet allerdings Europa den eigentlichen Schwerpunkt. Ein eher selten behandeltes Thema, dem sich mit Paul Vallet von der Sciences Po Paris und Hans‑Georg Erhart, Leiter des Zentrums für Europäische Friedens‑ und Sicherheitsstudien (ZEUS) am ISFH, gleich zwei Autoren widmen, ist die Frage einer europäischen Armee. Während Vallet diese befürwortet und Europa durch eine gemeinsame Armee für die multiplen Krisen in seiner Nachbarschaft wappnen will und als Fortsetzung des europäischen Einigungsprozesses begreift, liefert Erhart eine klare Absage an eine für ihn „wirklichkeitsfern, irreführend und provinziell“ (98) erscheinende Idee. Weder gebe es für das Projekt in Deutschland den politischen Willen noch seien die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen dafür gegeben. Zudem bestehe auch aufseiten der anderen europäischen Staaten kein Interesse an einer solchen gemeinsamen Truppe. In Deutschland könnte darüber hinaus die Garantie der parlamentarischen Kontrolle und das Prinzip des Staatsbürgers in Uniform unterlaufen werden. Im Zentrum des Beitrags von Dorte Hühnert, Bernd W. Kubbig und Christian Weidlich (alle HSFK) steht mit der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen durch die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OVCW) ein angesichts der jüngeren Entwicklungen im Syrien‑Konflikt fast schon in den Hintergrund getretenes Ereignis. Handelt es sich hierbei um einen „mögliche[n] Katalysator für Rüstungskontrolle im Nahen Osten“ (283)? Nicht nur sei es durch den Abrüstungserfolg zu einer Stärkung internationaler Organisationen und Verträge gekommen, für die Autor_innen ergeben sich hieraus auch neue Impulse für die regionale Abrüstung. Diese gelte es für Deutschland und Europa zu nutzen, wolle man im Hinblick auf eine massenvernichtungswaffenfreie Zone im Nahen Osten einen Beitrag liefern. Insgesamt bietet das Friedensgutachten 2014 eine an Fakten und Perspektiven reiche Lektüre und liefert zahlreiche aktuelle Analysen und Debattenbeiträge.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.413.13.33.62.232.252.612.632.672.684.21 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) / Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) / Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) / Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) / Bonn International Center for Conversion (BICC) (Hrsg.): Friedensgutachten 2014. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37804-friedensgutachten-2014_46013, veröffentlicht am 20.11.2014. Buch-Nr.: 46013 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken