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Klaus Hummel / Michail Logvinov (Hrsg.)

Gefährliche Nähe. Salafismus und Dschihadismus in Deutschland

Stuttgart: ibidem-Verlag 2014; 297 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-8382-0569-4
Salafisten, Dschihadisten, Islamisten – diese drei Begriffe werden in der anhaltend heftigen Debatte über Terrorismus, Religion und Sicherheit oft synonym verwendet. Klaus Hummel, Islamwissenschaftler und Mitarbeiter des Landeskriminalamts Sachsen, sowie Michail Logvinov, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah‑Arendt‑Institut für Totalitarismusforschung, plädieren mit ihrem Sammelband für eine differenzierte Betrachtung des Salafismus und seiner Nähe zur Radikalität. Hummel analysiert in seinem Beitrag dessen unterschiedliche Formen und beschreibt die historischen Wurzeln der Bewegung, die behauptet, sich streng an den „Altvordern (salaf)“ (61) des Islam zu orientieren. Die verallgemeinernde Gleichsetzung von Salafisten und Extremisten sei kontraproduktiv, schon weil der Salafismus‑Begriff nicht eindeutig definiert sei, auch nicht als Selbstbezeichnung. Für viele Muslime hätten ihre Ahnen Vorbildcharakter, doch nur wenige kleideten und verhielten sich deshalb wie diese. Logvinov beschäftigt sich mit bisher wenig untersuchten Radikalisierungsprozessen in islamistischen Milieus in Deutschland, die dazu führen können, dass Deutsche ins Ausland reisen, um dort im Namen des Dschihad zu kämpfen. Radikalisierungsursachen zu verstehen sei umso wichtiger, da militärische Maßnahmen gegen Dschihadisten nur eine Symptombekämpfung darstellten. Dazu sei aber ein Paradigmenwechsel in der Radikalisierungsforschung nötig. Besonders soziale Interaktionen innerhalb der islamistischen Gruppen und zwischen Gruppe und Staat müssten mehr Beachtung finden, denn „die ‚Radikalisierung‘ des wehrhaften Demokratieverständnisses […] kann ebenfalls kontraproduktive Folgen haben“ (143). Matthias Garbert untersucht in seinem Beitrag, inwiefern salafistische Internetseiten in ihren Argumentationsstrukturen zu einer Radikalisierung beitragen. Die Autoren der untersuchten Websites propagierten „ein geschlossenes dichotomes Weltbild [mit] verabsolutierten Normvorstellungen und Handlungsanweisungen, die Gläubige und Ungläubige strikt voneinander trennen“ (278). Diese Deutungs‑ und Handlungsmuster tragen nach Ansicht von Garbert zur Radikalisierung ihrer Rezipienten bei.
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Rubrizierung: 2.37 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Klaus Hummel / Michail Logvinov (Hrsg.): Gefährliche Nähe. Salafismus und Dschihadismus in Deutschland Stuttgart: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37996-gefaehrliche-naehe-salafismus-und-dschihadismus-in-deutschland_46337, veröffentlicht am 22.01.2015. Buch-Nr.: 46337 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken