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Paul Collier

Gefährliche Wahl. Wie Demokratisierung in den ärmsten Ländern der Erde gelingen kann. Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt

München: Siedler Verlag 2009; 265 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-88680-936-3
Collier, der zuletzt mit seiner Studie „Die unterste Milliarde“ (siehe ZPol-Nr. 34103) viel internationale Aufmerksamkeit erregte, analysiert in dieser Publikation die Möglichkeiten und Risiken der Demokratieförderung in den ärmsten Ländern der Welt. Wie üblich geht der Autor hierbei streng quantitativ-statistisch vor und nutzt etablierte Standard-Indizes wie den Polity-IV-Index der Weltbank. Er geht von der Beobachtung aus, dass nur teilweise etablierte demokratische Strukturen in vielen Ländern nicht zu einer Verbesserung der Lebensqualität und der Sicherheit der Bürger geführt haben, sondern eher zu einer Verschlechterung. Collier fragt, „warum politische Gewalt in den Ländern der untersten Milliarde so verbreitet ist und was getan werden kann, um sie einzudämmen“ (9). Seine Grundthese ist hierbei, dass Putsche nicht ausgeschlossen werden dürfen, sondern nutzbar gemacht werden müssen. Hierzu stellt er zunächst die grundlegenden Zusammenhänge zwischen Wahlen und Gewalt, Ethnien und Klientelpolitik, sowie Friedenssicherung und Wiederaufbau her, bevor er sich der Verfügbarkeit von Waffen, Kriegsführung und Putschen widmet. In einem letzten Kapitel skizziert er den unterschiedlichen Verlauf von Staats- und Nationenbildungsprozessen in Europa und Afrika. Vor diesem Hintergrund erneuert er seine Forderung, dass die öffentlichen Güter Verantwortlichkeit und Sicherheit im Notfall – beispielsweise durch Sicherheitsgarantien – von der internationalen Gemeinschaft zur Verfügung gestellt werden sollten. Man kann Collier sein rein quantitatives Vorgehen und seinen unbändigen Optimismus vorwerfen, gleichwohl aber hat er wieder einmal eines der zentralsten Themen der Entwicklungszusammenarbeit zum Thema gemacht. Bei Bedarf kann seine Argumentation über online abrufbare Daten gestützt werden, sodass auch die Vorwürfe der Intransparenz oder des Reduktionismus nur sehr bedingt gelten können.
Matthias Seifert (MSE)
Politikwissenschaftler, Lehrer für Gemeinschaftskunde und Englisch, Gymnasium Englisches Institut Heidelberg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.25 | 4.41 | 4.44 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Matthias Seifert, Rezension zu: Paul Collier: Gefährliche Wahl. München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31373-gefaehrliche-wahl_37338, veröffentlicht am 13.10.2009. Buch-Nr.: 37338 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken