
Gefahrenzone, Angstraum, Feindesland: Stadtkulturelle Erkundungen zu Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus in ostdeutschen Kleinstädten
Thomas Bürk, Historiker und empirischer Kulturwissenschaftler, liefert mit diesem Beitrag zur Stadtforschung zugleich einen Denkanstoß in der Debatte um rechtsextremistische Ausschreitungen und zivilgesellschaftliche Gegenwehr in ostdeutschen Kleinstädten. Als Ausgangspunkt dient eine Studie zu Übergriffen auf Imbissbuden im Land Brandenburg. Fernab der Wahrnehmung der Großstädter, die nach Ansicht des Autors überwiegend durch die skandalorientierte Produktionslogik überregionaler Medien bestimmt wird, versucht Bürk hier einen anderen Weg aufzuzeichnen: „In dieser Studie sollen die lokalen, städtischen Verhältnisse und Akteure im Hinblick auf den Aspekt der gelebten, alltäglichen Fremdenfeindlichkeit aufgezeigt werden.“ (9) Im Zentrum der Untersuchung steht dementsprechend die Betonung der sozialräumlichen Dimensionen von Raum, Macht und Gesellschaft. Diese werden im Hinblick auf den Aspekt der alltäglichen Fremdenfeindlichkeit begutachtet. Der Autor beschreibt, wie Ausländer lokal wahrgenommen werden und wie über sie diskutiert wird. Allerdings ist dies keine rein viktimologische Studie, sondern es wird auch untersucht, wie rassistische Übergriffe in der lokalen Gesellschaft aufgenommen werden. Hierbei kommt Bürk zu einem interessanten – wenn auch nicht überraschenden – Ergebnis: In den Städten, in denen eine ausgeprägte beziehungsweise wehrhafte Zivilgesellschaft existiert, ist die Zahl der rechtsradikalen Übergriffe deutlich geringer als in Städten, in denen es keine zivilen Gegenbewegungen gibt. Hieraus schlussfolgert er, dass rechtsradikale Aktivitäten einen Aufschluss über den Zustand der Zivilgesellschaft geben können. Auch wenn Bürk nicht mit innovativen Forschungsergebnissen aufwartet, so ist die Korrelation zwischen fehlender Zivilgesellschaft und rechtsradikalen Übergriffen eine interessante Erkenntnis, die in weiteren Studien aufgegriffen werden sollte.