Erziehungswiss. Diplomarbeit Karlsruhe. – Schmitt präsentiert das Ergebnis einer einjährigen Untersuchung zu den Lebensverhältnissen von Flüchtlingen während ihres Asylverfahrens in Karlsruhe und ermöglicht Einblicke in deren Alltag. Sie beantwortet die Frage, wie die Menschen ihre Situation während des Asylverfahrens empfinden. Schmitt hat Interviews mit Asylbewerbern sowie Experten für Rechts- und Verwaltungsfragen geführt sowie Statistiken, Gesetzestexte und Quellen ausgewertet. Sie gelangt zu folgendem Ergebnis: Zwar würden Flüchtlinge die Situation in der Anfangszeit ihres Asylverfahrens als sehr problematisch empfinden, dennoch hegten sie die Hoffnung auf baldige Besserung. Da aber nur sehr wenige als asylberechtigt anerkannt würden, beschränke sich der Aufenthaltsstatus der Mehrheit aller Flüchtlinge auf einen „Zustand faktischer Nichtabschiebung“ (198), was sich negativ auf die Arbeits- und Ausbildungschancen und somit auf die gesellschaftliche Integration auswirke. Viele würden in die Illegalität abtauchen. Auch das neue Zuwanderungsgesetz habe den Status der Duldung faktisch nicht abgeschafft, weshalb sich die Lage für die Flüchtlinge kaum verbessern werde, so die düstere Prognose der Autorin. Aus diesem Grund plädiert sie für eine „Politik der Anerkennung“: Es gelte anzuerkennen, dass eine große Mehrheit von „Fluchtmigranten“ (197) dauerhaft bei uns bleiben werde. Abgelehnte Asylbewerber, Schmitt spricht von „De-facto-Flüchtlingen“ (199), sollten als Einwanderer anerkannt werden. Das würde nicht nur einen gesicherten Aufenthaltsstatus bedeuten, sondern auch den Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Von dieser Politik der Anerkennung profitierten nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die Gesellschaft.