Skip to main content
Franz Walter

Gelb oder Grün? Kleine Parteiengeschichte der besserverdienenden Mitte in Deutschland

Bielefeld: transcript 2010 (xtexte); 145 S.; 14,80 €; ISBN 978-3-8376-1505-0
Der Göttinger Parteienforscher Walter hatte sich 2009 kritisch mit der abnehmenden Integrationsfähigkeit der Volksparteien auseinandergesetzt („Im Herbst der Volksparteien?“, siehe Buch-Nr. 36290) und setzt nun mit einer Studie über die FDP und die Grünen die Analyse des deutschen Parteiensystems fort. Walter behält den für ihn typischen Duktus ebenso bei wie seinen methodischen Ansatz: Die pointiert formulierten Profile der beiden „Scharnierparteien der Mitte“ (126) beruhen auf einer plausiblen Verknüpfung von Milieubeschreibungen und Ereignisgeschichte. Beide Parteien weisen – soziodemografisch gesehen – einige Ähnlichkeiten auf. Anders als bei den Volksparteien stehen vier Fünftel ihrer Wähler aktiv im Beruf und verfügen dabei im Schnitt über höhere Bildungszertifikate als die Anhänger von SPD oder CDU/CSU. Doch die programmatischen Berührungspunkte sind nicht sehr zahlreich – zumal in der Energie-, Fiskal- und Sozialpolitik bestehen tiefe Differenzen, Wählerwanderungen zwischen beiden spielen nur eine geringe Rolle. Vor diesem Hintergrund ist einerseits bemerkenswert, dass die bürgerliche Mitte der deutschen Gesellschaft Raum bietet für die dauerhafte Etablierung zweier kleinerer Parteien, die politisch ganz unterschiedliche Lebenswelten repräsentieren. Andererseits hat diese Konstellation, in der eine Regierungsbildung jenseits Großer Koalitionen ohne die Einbindung mindestens einer der beiden kleinen Parteien nicht mehr möglich sein dürfte, bisher ein Erstarken populistischer Strömungen – wie in den Niederlanden, der Schweiz oder in Dänemark zu beobachten – auf Bundesebene verhindert, auch wenn die FDP gegenüber einem „Extremismus der Mitte“ (121) nicht ganz so gefeit scheint wie die Grünen. Allerdings müssen diese beiden Parteien sensibel für Stimmungen sein: „Die sich aus den hermetischen Gehäusen der Volksparteien emanzipierten Bürger bilden eine durchaus schwierige, immer wieder neu zu überzeugende Klientel. [...] Sagt ihr die politische Speisekarte nicht mehr zu, wechselt sie ungerührt das Lokal, sprich die bisherige Parteipräferenz“ (119).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Franz Walter: Gelb oder Grün? Bielefeld: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32364-gelb-oder-gruen_38618, veröffentlicht am 30.08.2010. Buch-Nr.: 38618 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken