Diss. HU Berlin; Begutachtung: H. Münkler, P. Graf Kielmansegg. – Ahmet Cavuldak verfolgt die Frage nach der Trennung von Staat und Kirche und geht dabei kenntnisreich dem Verhältnis von Religion und Demokratie auf den Grund. Die Geschichte der Trennung von Religion und Politik wird zunächst am Beispiel Frankreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika sowie Deutschlands ausführlich untersucht. Der zweite Hauptteil der Arbeit widmet sich der Legitimitätsproblematik der Trennung von Religion und Politik am Beispiel der Argumente Rousseaus, Tocquevilles und Habermas‘. Die religionspolitischen Deutungskämpfe werden aus politiktheoretischer Perspektive dargestellt und in einen ideenpolitischen Kontext gestellt, der zur Frage führt, ob die Lernprozesse der laienchristlich geprägten europäischen Erfahrungsräume auf andere Weltreligionen wie das Judentum und den Islam übertragbar sind. Von besonderem Interesse sind hier sicher die bereits von Rousseau vorgetragenen Argumente für eine religion civile, die sich gegen den Alleinvertretungsanspruch des Christentums und dessen Bellizität richtet. Dass die Trennung von Staat und Kirche der Religion förderlich sei und die Religion die Unterstützung politischer Mächte nicht bedürfe, diese Einsicht Tocquevilles dürfte auf nichteuropäische Länder und deren politische Kulturen allerdings nur schwer übertragbar sein. Die voluminöse Dissertation ist übersichtlich gegliedert und klar geschrieben. Sie bietet jedenfalls einen sehr guten Überblick über den gegenwärtigen Stand der Debatten zum Verhältnis von Religion und Politik, Kirche und Staat.