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Corinna Gayer

Gendered Intractability. National Identity Constructions and Gender in the Israeli-Palestinian Conflict

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012; 345 S.; brosch., 59,- €; ISBN 978-3-8329-7646-0
Diss. FU Berlin; Begutachtung: S. Chojnacki, D. Bar-Tal. – Gayer untersucht die Konstruktionen nationaler Identitäten und deren genderspezifische Aufladungen im israelisch-palästinensischen Konflikt. Eine solche Herangehensweise bietet sich – zunächst hinsichtlich der jeweiligen nationalen Identitätserzählungen – deswegen an, weil dieser Konflikt ein prototypisches Beispiel für jene Arten von langwierigen Konflikten darstellt, in denen das jeweilige kollektive Zugehörigkeits- und Geschichtsverständnis selbst Gegenstand der Auseinandersetzung ist. Eine zusätzliche Fokussierung auf die Genderaspekte dieser konfliktiven Identitätskonstruktionen erscheint, wie Gayer betont, aus zweierlei Gründen zusätzlich sinnvoll: zum einen, weil die Genderperspektive in Konfliktanalysen nach wie vor wenig Beachtung findet, und zum anderen, weil der Konstruktion von Geschlechterrollen auch jenseits von Konflikten eine überaus relevante Funktion bei der sozialen Strukturierung von Gesellschaft zukommt. Ausgehend von ihrer zentralen Fragestellung, wie nationale Identitäten in langwierigen Konflikten konstruiert und aufrecht erhalten werden und welche Rolle dabei Genderaspekte spielen, entwirft Gayer eine zweigleisige Operationalisierung, die auf qualitativen wie auf quantitativen Methoden gleichermaßen beruht. Während die qualitativen, u. a. diskursanalytischen, Methoden primär zur Identifikation subjektiver Positionen nationaler Identitätskonstruktion dienen, ermöglichen quantitative Methoden die intersubjektive Bemessung der Auswirkungen dieser nur im subjektiven Bewusstsein präsenten Entwürfe. In der Summe gelangt Gayer so unter anderem zu folgendem Schluss: „Particularistic identity constructions are significantly interwined with regressive gender-role ideologies and that liberalistic identity constructions are intimately connected to more progressive gender conceptions” (285) – oder mit anderen Worten: Rassismus und Sexismus gehen Hand in Hand. Darüber hinaus stellt sich – zu Recht – die Frage, inwieweit das hier auf den israelisch-palästinensischen Konflikt angewandte Vorgehen auch für die Analyse weiterer langwieriger und scheinbar auswegloser Konflikte – etwa in Sri Lanka, Kaschmir, Zypern, dem Sudan oder Kolumbien – angewendet werden könnte und welche neuen Einsichten daraus resultieren würden.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.63 | 2.23 | 2.25 | 2.27 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Corinna Gayer: Gendered Intractability. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35565-gendered-intractability_42909, veröffentlicht am 17.01.2013. Buch-Nr.: 42909 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken