Politikwiss. Magisterarbeit Heidelberg; Gutachter: U. Wagschal, M. G. Schmidt. – Angesichts zunehmender sozialer Ungleichheit wird die sozialstaatliche Ordnung seit längerem nicht nur unter Effizienzgesichtspunkten sondern auch mit Blick auf normative Kriterien problematisiert, die die Legitimität dieses Institutionengefüges betreffen. Nicht allein in Deutschland fordern viele Kritiker unter Gerechtigkeitserwägungen eine Regelung des Verhältnisses von Einkommen und Arbeit, derzufolge alle Mitglieder eines politischen Gemeinwesens ein Mindesteinkommen ohne Bedürftigkeitsprüfung und ohne Gegenleistung erhalten sollten. Diese Perspektive aufgreifend behandelt der Autor fünf relevante Ansätze der deutschen Grundeinkommensdiskussion: Straubhaar/Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut, Werner/dm-Gründer, Althaus/CDU, Bündnis90/Die Grünen Baden-Württemberg und BAG Grundeinkommen/DIE LINKE. Die Arbeit besticht durch zwei konzeptionelle Entscheidungen. Zum einen bezieht Neumann die ausgewählten Modelle auf die neuere gerechtigkeitstheoretische Debatte – hier unterscheidet er zwischen dem liberalen Egalitarismus im Sinne Rawls, dem Libertarianismus im Anschluss an Hayek und dem Non-Egalitarismus. Zum anderen untersucht er die Grundeinkommensmodelle anhand von Kriterien, die aus den Dimensionen der Chancen-, Verteilungs-, Leistungs-, Bedarfs- und Generationengerechtigkeit abgeleitet sind. Im Ergebnis gelingt dem Autor ein systematisch überzeugender Vergleich der einzelnen Modelle, die zwar einer ähnlichen wohlfahrtspolitischen Logik folgen, aber in ihren praktischen Implikationen doch erheblich voneinander abweichen.