Diss. HU Berlin; Gutachter: B. Wegener, B. Weßels. – Die in der renommierten Reihe „Studien zur Wahl‑ und Einstellungsforschung“ erschienene Publikation ist dem Einfluss von Wahrnehmungen und Einstellungen zum Themenkomplex „Soziale Gerechtigkeit“ auf das Wahlverhalten in Deutschland gewidmet. In einer ausführlichen Auseinandersetzung mit empirischen Theorien der Gerechtigkeit und des Wahlverhaltens entwickelt der Autor ein Untersuchungsmodell, das er dann mithilfe der Daten des International Social Justice Projects operationalisiert und empirisch überprüft. Dabei stellt er zunächst einen negativen Einfluss von Gerechtigkeitswahrnehmungen und ‑ideologien auf die Wahlbeteiligung fest. Der Bürger lastet soziale Ungerechtigkeit den politisch Verantwortlichen und den politischen Institutionen an, was auf eine Bestätigung der Entfremdungshypothese hinausläuft: Das derart entfremdete Individuum tendiert zur Wahlabstinenz. Beim manifesten Wahlverhalten kommt Mühleck zu einem differenzierten Ergebnis. Die wahrgenommene individuelle Benachteiligung wirkt sich insbesondere positiv auf die Wahl der Linkspartei aus. Der Einfluss der Gerechtigkeitsideologien auf das Wahlverhalten ist jedoch deutlich ausgeprägter. Hier ist entscheidend, welche Dimension politischer Gerechtigkeit vom Wähler vertreten wird. Egalitäre Gerechtigkeitsvorstellungen fördern die Identifikation mit SPD, Grünen und Linkspartei und erhöhen die Wahrscheinlichkeit der Wahl einer dieser Parteien. Besitzstandswahrende Gerechtigkeitsideologien stärken hingegen die Parteiidentifikation und das Wahlverhalten zugunsten der bürgerlichen Parteien. Der Autor bescheinigt dem Themenkomplex soziale Gerechtigkeit insgesamt eine hohe Relevanz für das Wahlverhalten.