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Günter Herrmann

Gerechtigkeit! Impulse für ein menschliches Rechtsleben

Berlin: Duncker & Humblot 2012 (Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte 65); 167 S.; 28,- €; ISBN 978-3-428-13736-7
Bei einem weiteren Band über Gerechtigkeit stellt sich umgehend die Frage, worin das Besondere im Vergleich zu all den anderen Büchern zu diesem Thema liegen könnte. Zunächst macht schon das Ausrufezeichen im Titel darauf aufmerksam, dass jemand es hier ernst meint mit dem Versuch, ein gerechteres Leben zu denken und damit zugleich ein Appell an alle zu richten, sich gerecht zu verhalten. Dass Herrmanns Buch lesenswert ist, liegt zum einen an der Fülle an Wissen, die hier auf knappem Raum dargelegt wird und bei dem sich der Autor nicht davor scheut, neben bekannten Autoren auch häufiger auf Rudolf Steiner oder auf Bibelstellen zu verweisen. Zum anderen ist Herrmanns Vorstellung von Gerechtigkeit insofern besonders, als sie neben den rationalen Aspekten der Gerechtigkeit, die hauptsächlich in ihrer Bedeutung für den Rechtsstaat dargelegt werden, vor allem eine subjektive, im Menschen angelegte Intuition der Gerechtigkeit betont, die sich nicht in rationalen Überlegungen erschöpft. Insofern lassen sich Gerechtigkeitsvorstellungen nach Herrmann auch nicht über einen fiktiven Urzustand wie bei John Rawls herleiten. Die Intuition stellt für Herrmann die Wurzel der Gerechtigkeit dar und sei in der „geistigen Welt“ (61) zu finden, weshalb der Kern der Gerechtigkeit ein Geheimnis bleibe und es unmöglich sei, Gerechtigkeit „intellektuell-exakt“ (136) zu definieren. Sicherlich wird dieser Punkt für manche befremdlich wirken, es lässt sich jedoch zu Recht fragen, ob alle Fragen der Gerechtigkeit auf der Grundlage einer rationalen Abwägung beantwortet werden können oder ob nicht bestimmte Konflikte nur mit einem entsprechenden Gerechtigkeitsgefühl auch gerecht gelöst werden können. Die subjektiven Gerechtigkeitsvorstellungen sollen nach Herrmann in einem gesellschaftlichen Diskurs möglichst in homogene gesamtgesellschaftlichen Gerechtigkeitsvorstellungen überführt werden. Herrmann geht zudem darauf ein, was Gerechtigkeit für staatliche Amtsträger wie Richter oder Parlamentarier heißen sollte. Abschließend zählt er sieben „Leitsterne“ (115) auf, mit denen Tugenden bezeichnet werden, die zu einem menschlichen Rechtsleben führen sollten: Neben der Gerechtigkeit gehören dazu Besonnenheit, Tapferkeit, Klugheit und die drei christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe. Mit diesen Tugenden solle eine „Durchchristung des Rechtslebens“ (133) vollzogen werden, die jedoch nichtreligiöse Menschen nicht ausschließen, sondern sie motivieren soll, ihrerseits Vorschläge zur Förderung eines gerechten Lebens zu machen.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 | 2.32 | 5.44 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Günter Herrmann: Gerechtigkeit! Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21671-gerechtigkeit_41959, veröffentlicht am 24.05.2012. Buch-Nr.: 41959 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken