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Gregor Schöllgen

Gerhard Schröder. Die Biographie

Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2015; 1.039 S.; geb., 34,99 €; ISBN 978-3-421-04653-6
Gregor Schöllgen verarbeitet in der mit über eintausend Seiten sehr umfangreichen Biografie das bisherige Leben des 1944 geborenen Gerhard Schröder. Dessen Lebensweg wird in sieben Abschnitten dargestellt. Die Erzählung beginnt bei den einfachen Lebensverhältnissen, aus denen Schröder stammt. Bereits in diesem Kapitel zeigen sich seine ungeheure Willensstärke und der Drang nach einem besseren Leben. Früh erkannte Schröder, dass eine „materiell gesicherte Existenz entscheidend vom Bildungsgrad abhäng[t]“ (34). Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass Schröder stets an soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit appelliert. In den 1960er‑Jahren holte er auf dem zweiten Bildungsweg die Hochschulreife nach und begann ein Jurastudium, das er 1976 mit dem Zweiten Staatsexamen abschloss. Bis zu seiner Wahl zum niedersächsischen Ministerpräsidenten 1990 war er als Anwalt tätig. Schon 1963 trat Schröder in die SPD ein, durchsetzungsstark gelang ihm der Aufstieg innerhalb der Partei. Ab 1980 war er Mitglied des Deutschen Bundestages, den er 1986 verließ, um Oppositionsführer im Niedersächsischen Landtag zu werden. Vier Jahre später errang er das Amt des Ministerpräsidenten, wobei er in seiner ersten Legislaturperiode ein Bündnis mit den Grünen einging. Diese „Zweckehe“ (366) sollte er auch auf Bundesebene nach der Wahl zum Bundeskanzler 1998 schließen. Er trug damit wesentlich dazu bei, so die Darstellung, dass die Grünen in der politischen Mitte der Gesellschaft ankamen. Schröder stand durch die Hartz‑Reformen in seiner zweiten Amtsperiode für einen konsequenten Reformkurs, vor allem in der Wirtschafts‑ und Sozialpolitik. Diese Reformen benennt Schöllgen später auch als Grund seiner Abwahl. Neben diesen innenpolitischen Weichenstellungen darf ihm zudem eine neue außenpolitische Souveränität Deutschlands zugeordnet werden. Dies zeigte sich beispielsweise am Nein zum Irak‑Krieg. Kurz nach dem Regierungswechsel 2005 nahm Gerhard Schröder eine umstrittene Beratertätigkeit bei der Nord Stream AG an. Die Tätigkeit für das von der russischen Gazprom gesteuerte Unternehmen brachte ihm viel Kritik ein. Die Biografie zeichnet sich dadurch aus, dass erstmalig unveröffentlichte Dokumente aus dem Privatarchiv des ehemaligen Bundeskanzlers eingesehen werden konnten. Auch sprach Schöllgen mit Zeitzeugen und Familienangehörigen. Dadurch wird ein umfassendes und vollständiges Bild von Gerhard Schröder gezeichnet. Neben den historischen Fakten sind zudem persönliche Details zu erfahren, die durch ein umfangreiches Quellenverzeichnis belegt werden.
{MJ}
Rubrizierung: 2.32.331 Empfohlene Zitierweise: Marko Jakob, Rezension zu: Gregor Schöllgen: Gerhard Schröder. Stuttgart: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39162-gerhard-schroeder_47695, veröffentlicht am 03.12.2015. Buch-Nr.: 47695 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken