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Johanna Pink

Geschichte Ägyptens. Von der Spätantike bis zur Gegenwart

München: C. H. Beck 2014; 304 S.; pb., 16,95 €; ISBN 978-3-406-66713-8
Mit ihrem Band über die Geschichte Ägyptens möchte Johanna Pink, Professorin für Islamwissenschaft, erklären, „wie das Land zu einem Teil der arabischen und islamischen Welt geworden ist“ (7). Ihre Darstellung beginnt mit Ägyptens Eingliederung in das Römische Reich im Jahr 30 v. Chr., der Schwerpunkt des ersten Teils liegt dann auf der muslimisch‑arabischen Eroberung und ihren Auswirkungen. Der steinige Weg in die Unabhängigkeit und zur Republik bestimmte Ägyptens Geschichte bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts und wird als Übergang zur jüngeren Vergangenheit und Gegenwart herausgearbeitet – die geprägt sind von den Regierungen Nasser, Sadat und Mubarak und ihren Folgen. Besonders gelungen sind die vertieften Darstellungen, die die Autorin in die Chronologie einbindet, so beispielsweise ihre Erläuterungen über das ägyptische Verhältnis zu Israel und Palästina oder über die Ursprünge und Aktivitäten der Muslimbruderschaft, die „wesentlich dazu bei[trug], dass sich die Idee, Teil der arabischen Welt zu sein, in Ägypten verbreitete“ (200). Auch die Widersprüche in der Politik Hosni Mubaraks, geschuldet dem „Balanceakt zwischen verschiedenen fundamentalen Interessen“ (233), schildert die Autorin äußerst eindrücklich und nachvollziehbar. Die sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts regende Opposition gegen Mubarak – neben der Muslimbruderschaft auch zunehmend junge Ägypter, die „weltoffen, medien‑ und auslandserfahren waren“ (235), – wurde vom Regime zunehmend rigider niedergeschlagen, was wiederum ihre Wehrhaftigkeit erhöhte. So reichte ein kleiner Funke, der Rücktritt des tunesischen Präsidenten Ben Ali im Januar 2011, um das Volk in Massen auf die Straßen zu bringen. Die nachfolgenden Ereignisse – die verschlechterte wirtschaftliche und Sicherheitslage, gewaltsame Auseinandersetzungen bei wiederholten Massenprotesten sowie der Sturz des neugewählten Präsidenten Mursi – sind laut Pink der Beleg für den Fortbestand des „tiefen Staats“, einem „informellen, komplexen Machtapparat, der unabhängig von den offiziellen politischen Organisationen im Hintergrund operiert und umfassende Kontrolle ausübt“ (258). Im übersichtlich gestalteten Anhang finden sich neben einem Glossar wichtiger ägyptischer und arabischer Begriffe noch eine Zeittafel, ein ausführliches Literaturverzeichnis sowie jeweils ein Orts‑, Personen‑ und Sachregister.
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Rubrizierung: 2.632.14.12.25 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Johanna Pink: Geschichte Ägyptens. München: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38024-geschichte-aegyptens_46379, veröffentlicht am 29.01.2015. Buch-Nr.: 46379 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken