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Hans-Joachim Seeler

Geschichte und Politik der Europäischen Integration

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Schriftenreihe des Europa-Kollegs Hamburg zur Integrationsforschung 55); 253 S.; brosch., 54,- €; ISBN 978-3-8329-3208-4
Seeler war zehn Jahre Mitglied im Europäischen Parlament und amtierte danach fast ebenso lange als Präsident der Stiftung Europa-Kolleg Hamburg. Der Band ist den Studierenden des Masterstudiengangs an diesem Institut gewidmet und liefert einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft von 1945 bis heute. Der Autor geht dabei detailliert auf die verschiedenen Vertragsentwürfe und Strukturreformen der Europäischen Union ein. Ferner werden wirtschaftliche Zusammenhänge und wichtige europäische Politikbereiche wie die Agrarpolitik herausgearbeitet. Seeler beginnt mit einem Exkurs zu den Ursprüngen der europäischen Idee im Mittelalter. Dabei bemerkt er, dass bereits 1306 von Dante in „De monarchia“ die Schaffung einer europäischen Universalmonarchie unter dem deutschen Kaiser gefordert wurde. Im 15. Jahrhundert entwickelte der französische Politiker Philippe de Commynes die Idee von europäischen Balancepaaren. Dabei wurden Frankreich und Spanien, Habsburg und Bayern sowie England und Schottland genannt. 1638 forderte der Herzog von Sully die Teilung Europas in 15 gleich starke Staaten sowie die Schaffung einer europäischen Armee. Letzteres wird aktuell wieder diskutiert. So soll die Außen- und Sicherheitspolitik der europäischen Nationalstaaten schrittweise an die EU übergehen. Diese Entwicklung betrifft den Kernbereich nationaler Souveränität und berührt nach Seelers Auffassung auch die emotionale Bindung der Bürger an ihren Staat. Er verweist auch darauf, dass sich die Zahl der Mitgliedstaaten in den letzten Jahren beinahe verdoppelt habe und die EU nun Zeit für Ihre Entwicklung brauche. Aus diesem Grund erwartet er nicht, dass sich alle 27 EU-Mitglieder in absehbarer Zeit zu einer Rechtsgemeinschaft, einer sicherheitspolitischen Gemeinschaft oder zu einer politischen Union zusammenschließen werden. Den Nationalstaaten solle aber die Möglichkeit gegeben werden, zusätzliche Integrationsverträge untereinander abzuschließen. Dies wäre für ihn ein mit dem Verlauf der europäischen Geschichte durchaus kohärenter Weg.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 3.1 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Hans-Joachim Seeler: Geschichte und Politik der Europäischen Integration Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29162-geschichte-und-politik-der-europaeischen-integration_34464, veröffentlicht am 28.10.2008. Buch-Nr.: 34464 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken