Geschichtswiss. Diss. Basel: Gutachter A. v. Müller, H. Haumann. – Seybold versteht seine Studie als Beitrag zur geschichtswissenschaftlichen Grundlagenreflexion. Sie fußt auf wissenssoziologischer und politologischer Forschung. Der Autor beschäftigt sich mit der Rolle von Geschichtsbildern und -diskursen in Gesellschaften und ihren Folgen für gesellschaftliches, kollektives Geschichtsverständnis. Er geht in drei Schritten vor: 1. Bestandsaufnahme einer „international angelegten Debattengeschichte der 1990er Jahre“ anhand thematischer, geografischer und zeitlicher Kriterien, 2. Diskussion theoretischer Entwürfe, die als Interpretationsrahmen dienen könnten, und 3. Analyse der Kolumbus-Debatte in den Vereinigten Staaten. Geschichtsbilder haben für Seybold eine „identitätsbildende“ und eine „verhaltensleitende“ Funktion: „In Geschichtsbildern als gesellschaftlichen Leitbildern ist Vergangenheit lebenspraktisch, man könnte sagen: in einem sehr allgemeinen Sinne politisch nutzbar gemacht.“ (5 f.) Darüber hinaus untersucht Seybold die Situation der Fachhistorie in oder angesichts von Geschichtsdebatten, um insbesondere folgende Fragen zu beantworten: „In welcher Umwelt ‚lebt’ Fachhistorie heute? Wie reagiert sie auf Veränderungen in ihrem Umfeld, auf gesellschaftliche Konflikte? Welche Möglichkeiten zu reagieren gibt es überhaupt?“ (20) So möchte der Autor eine Art „Selbstvergewisserung“ der Geschichtswissenschaft „angesichts des Phänomens‚ ‚politische Verwertung von Geschichtswissen’“ (20) erreichen.