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Hannes Wimmer

Gewalt und das Gewaltmonopol des Staates

Wien/Berlin: Lit 2009 (Austria: Forschung und Wissenschaft; Politikwissenschaft 5); II, 490 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-8258-1889-0
Am Anfang des Buches steht die Feststellung einer eigenartigen Forschungslücke: Obwohl das Gewaltmonopol untrennbar mit dem Staat und damit einem zentralen Thema der Politikwissenschaft verbunden ist, ist es „merkwürdigerweise“ im Fach weitgehend vernachlässigt worden (i). Das politikwissenschaftliche Augenmerk hat sich zwar in den vergangenen Jahren vor dem Hintergrund der „gescheiterten Staatlichkeit“ – gewissermaßen ex negativo – dem Gewaltmonopol und seiner Bedeutung für die Aussichten auf erfolgreiches Regieren zugewandt. Dennoch bleibt es in der Literatur häufig beim pauschalen Verweis auf Max Webers berühmtes Diktum, ohne dass das Gewaltmonopol im engeren Sinne Gegenstand der Analysen ist. Schon von daher ist das Buch von Wimmer zu begrüßen. Im Mittelpunkt des Bandes steht eine historisch-genetische Untersuchung, die die Herausbildung des Gewaltmonopols in den westlichen Gesellschaften in den Blick nimmt. Wie aus der Ordnung des Spätmittelalters Strukturen von Staatlichkeit entstanden sind und welche Rolle in diesem Prozess die Einhegung, Monopolisierung und Zivilisierung der Gewalt gespielt hat, wird ausführlich dargestellt. Schade ist nur, dass der Autor sein Buch ohne zwei ursprünglich geplante Kapitel veröffentlicht hat. Denn welche Konsequenzen die Europäisierung der inneren Sicherheit für das Gewaltmonopol hat und inwiefern die Realität fragiler und gescheiterter Staatlichkeit das Ausgangskonzept infrage stellt, bleibt leider unbeantwortet. Gleichwohl wird die Forschung zum Gewaltmonopolisten Staat künftig auf das Buch von Wimmer zurückgreifen müssen. Das gilt jedenfalls dann, wenn sie um historische Tiefenschärfe bemüht ist.
Wilhelm Knelangen (WK)
Dr., wiss. Ass., Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.2 | 2.21 | 2.25 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Knelangen, Rezension zu: Hannes Wimmer: Gewalt und das Gewaltmonopol des Staates Wien/Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30372-gewalt-und-das-gewaltmonopol-des-staates_36052, veröffentlicht am 10.02.2010. Buch-Nr.: 36052 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken