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Benedikt Strunz

Globale Agenda. Die Nachrichtengeographie internationaler Nachrichtensender

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Vergleichende Analyse politischer Systeme 4); 251 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8487-1038-6
Politikwiss. Diss. Freiburg i. Br.; Begutachtung: U. Wagschal. – Welche Länder schaffen es in die globalen Nachrichten und welche nicht? Um dies herauszufinden, analysiert Benedikt Strunz die Sendungen von Al‑Jazeera English, BBC World News, CNN International, France 24 und Russia Today – formulieren diese internationalen Nachrichtensender doch einen globalen Sendeanspruch und versprechen eine „globalisierte Nachrichtenagenda“ (14). Nach der Analyse von mehr als 800 Nachrichten, die innerhalb von zwei Wochen im Jahr 2010 aufgezeichnet wurden, kann der Autor allerdings zeigen, dass sie diesem Anspruch nicht gerecht werden. Denn tatsächlich legen die meisten Sender in ihren täglich ausgestrahlten Nachrichtenformaten einen deutlichen Schwerpunkt auf ihr Herkunftsland. Von den 194 Staaten der Erde erregt ein Großteil „so gut wie kein Nachrichteninteresse“ (13) und 86 Länder werden im Erhebungszeitraum kein einziges Mal von den fünf Sendern erwähnt. 60 Prozent aller analysierten Nachrichten beziehen sich auf Ereignisse in nur zehn Ländern, allen voran in den USA mit etwa 17 Prozent, gefolgt von Großbritannien, Frankreich, Pakistan und Afghanistan. Aufgeschlüsselt nach Kontinenten stehen Westeuropa und Nordamerika mit zusammen mehr als 40 Prozent aller Nachrichten im Fokus, gefolgt von Asien mit knapp 30 Prozent. Strukturell ähneln sich die Nachrichtengeografien dabei stark: Alle untersuchten Sender untergliedern die Welt in Zentren, ein Mittelfeld sowie eine große Peripherie. Im Mittelpunkt stehen neben dem jeweiligen Heimatland vor allem die G8‑Nationen sowie Krisenstaaten und Unglücksorte, womit auch internationale Nachrichtensender prinzipiell den gleichen Mechanismen wie nationale oder lokale Medien folgen. Mit seiner Studie bietet Strunz umfassendes empirisches Material, das zeigt, dass selbst Nachrichtensender, die sich global geben, „ein höchst fragmentiertes Bild der Welt“ (171) zeichnen.
Falk Hartig (FH)
Ph.D., Sinologe und Kommunikationswissenschaftler, Postdoktorand am Frankfurter Inter-Zentren-Programm „Afrikas Asiatische Optionen“ (AFRASO), Goethe Universität Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 4.45 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Falk Hartig, Rezension zu: Benedikt Strunz: Globale Agenda. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37550-globale-agenda_45820, veröffentlicht am 18.09.2014. Buch-Nr.: 45820 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken