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Stiftung Entwicklung und Frieden / Institut für Entwicklung und Frieden (Hrsg.)

Globale Trends 2013. Frieden, Entwicklung, Umwelt. Hrsg. von Tobias Debiel, Jochen Hippler, Michèle Roth und Cornelia Ulbert

Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 2012; 351 S.; 16,99 €; ISBN 978-3-596-19423-0
Der turnusmäßig alle drei Jahre herausgegebene Bericht über den globalen Stand der Dinge in Sachen Frieden, Entwicklung und Umwelt formuliert in seiner aktuellen Ausgabe zwei Befindlichkeiten unseres Planeten und seiner Bewohner. Klarer und warnender hätte diese Statements kaum ausfallen können: Die gegenwärtigen Krisen (Klima, Wirtschaft, Finanzen, Ernährung) sind das „Ergebnis der langjährigen Deregulierungspolitik“, die ihrerseits „maßgeblich auf das wachstumsfixierte Entwicklungsmodell zurückzuführen“ (11) ist. Die Global Governance steht damit vor dem Ergebnis des Scheiterns ihrer eigenen Politik, die – sofern sie westlich geprägt war und ist – schon geradezu reflexhaft, ja panisch der staatlichen Interventionskompetenz in der kollektiv verbindlichen Entscheidungsfindung misstraut hat. Stattdessen hat sie bis heute nicht aufgehört, eine auf dem Menschenbild des Homo oeconomicus gründende Erlösungserzählung des Marktes zu verbreiten, der die Interessen der individuellen Nutzenmaximierer um ein Vielfaches besser (was auch immer dieses „besser“ dann heißen mag) abbilden könne. Das mag bis zu einem gewissen Grad auch stimmen – allerdings nur unter der Prämisse, dass es auch genug zu verteilen gibt. Der moderne Kapitalismus scheitert, wenn er nicht wachsen kann. Wie genau er scheitert, zeigen die drei großen inhaltlichen Blöcke des Bandes, angefangen von Demokratisierungsbewegungen über atomare Abrüstung (oder eben deren Gegenteil) und Fragen der – immer wieder verdrängten und international kaum zu vermittelnden – Klimakatastrophe bis hin zur globalen Ernährungskrise und ihren Ursachen sowie Folgen. Wer sich ein Bild über den Zustand des Planeten und die dringendsten Probleme machen möchte, sollte den Band, der als gegenwartsdiagnostisches Nachschlagewerk nicht zuletzt wegen der reichhaltigen Literaturangaben und der zahlreichen Illustrationen taugt, unbedingt in die Hand nehmen. Dabei hilfreich ist eine gehörige Portion Frustrationstoleranz – nicht wegen der Texte, sondern wegen der Inhalte.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.1 | 2.2 | 4.41 | 4.42 | 4.45 | 2.22 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Stiftung Entwicklung und Frieden / Institut für Entwicklung und Frieden (Hrsg.): Globale Trends 2013. Frankfurt a. M.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35519-globale-trends-2013_42845, veröffentlicht am 31.01.2013. Buch-Nr.: 42845 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken