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Mark Rüdiger

"Goldene 50er" oder "Bleierne Zeit"? Geschichtsbilder der 50er Jahre im Fernsehen der BRD, 1959-1989

Bielefeld: transcript Verlag 2014 (Historische Lebenswelten in populären Wissenskulturen 13); 354 S.; 34,99 €; ISBN 978-3-8376-2735-0
Diss. Freiburg; Begutachtung: S. Paletschek. – Die diachron angelegte Studie hat zum Ziel, „den Wandel von Geschichtsbildern der 50er Jahre zu untersuchen, wie sie das bundesrepublikanische Fernsehen präsentiert hat“ (34). Der Autor setzt den Akzent dabei auf Geschichtssendungen, wobei er fiktionale und non‑fiktionale Formate in seine qualitative Analyse miteinbezieht. Neben den Auswirkungen der TV‑Produktionsbedingungen auf die produzierten Geschichtsbilder nimmt er mit der Unterfrage „wann werden die 50er Jahre Geschichte?“ (26) auch die Historisierungsprozesse in den Fokus. Den Fallstudien vorgeschaltet ist ein Kapitel zu den Produktionsbedingungen im Geschichtsfernsehen, „um Klarheit über beteiligte Akteure in der Produktion und Arbeitsabläufe zu schaffen, die sich im Laufe der Jahre in ihrer grundsätzlichen Struktur nicht oder kaum gewandelt haben“ (36). Im folgenden Abschnitt geht es zum Auftakt der Quellenanalyse zunächst um die Selbstbilder, die in den vier Mediengattungen Nachrichtenfilm/‑sendung, Kinofilm, Fernsehsendung sowie Werbefilm/‑sendung geschaffen wurden und den Fundus bildeten, aus dem spätere Deutungsmuster und Narrative der 1950er‑Jahre heraus entwickelt wurden. So hätte sich in Übereinstimmung mit dem „autoritäre[n] Stil der Medienpolitik Konrad Adenauers“ (56) die Überzeugung durchgesetzt, dass Nachrichtensendungen wie die Wochenschauen „zur gesellschaftlichen Harmonieerzeugung beitragen [sollten], welche in der Praxis zu Staatsnähe, Selbstzensur kritischer politischer Berichterstattung und damit Anpassung an die autoritäre Medienpolitik führte“ (57). Im nächsten Kapitel geht es um die allmählich einsetzende Retrospektive auf die 1950er‑Jahre als zu historisierende Vergangenheit, wobei Rüdiger die diesbezügliche Formierungsphase von 1959 bis 1976 ansetzt. Erst danach – diese Phase von 1977 bis 1989 wird wiederum gesondert im symptomatisch mit „Polarisierungen“ titulierten Kapitel betrachtet – sei es zu einem „geschichtskulturellen Boom der 50er Jahre“ gekommen und das Jahrzehnt „endgültig Geschichte geworden“ (36). Der chronologische Aufbau dieser beiden zentralen Abschnitte erleichtert es dem Leser, die markanten Akzentverschiebungen in der (Rück‑)Schau auf die erste vollständige Nachkriegsdekade nachzuvollziehen, die der Autor in der Schlussbetrachtung noch einmal prägnant resümiert.
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Rubrizierung: 2.3132.3332.35 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Mark Rüdiger: "Goldene 50er" oder "Bleierne Zeit"? Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38680-goldene-50er-oder-bleierne-zeit_47378, veröffentlicht am 23.07.2015. Buch-Nr.: 47378 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken