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Bergedorfer Gesprächskreis (Hrsg.)

Grenzen der Macht: Europa und Amerika in einer neuen Weltordnung

Hamburg: edition Körber-Stiftung 2010 (145. Bergedorfer Protokoll); 109 S.; 11,- €; ISBN 978-3-89684-256-5
Europäische und US-amerikanische Politiker und Wissenschaftler diskutierten im 145. Bergedorfer Gesprächkreis, der im März 2010 in Washington, D.C. stattfand, über sechs Themen: die transatlantischen Beziehungen, den Zustand des Westens und sein Verhältnis zu Russland und China, Nichtverbreitung und nukleare Abrüstung, die Politik gegenüber dem Iran, das Problem des Staatszerfalls sowie die Politik in Afghanistan. Im Vordergrund standen also klassische geo- und sicherheitspolitische Fragen. Die zentrale Bedeutung der transatlantischen Partnerschaft für die internationale Ordnung beschreibt Daniel Hamilton so: „Sind wir uns einig, stehen wir im Normalfall für den Kern jeder globalen Koalition, die in der Lage ist, etwas zu erreichen. Sind wir uns uneinig, ist jede globale Anstrengung zum Scheitern verurteilt“ (25). Dieser Einschätzung wird nicht widersprochen, allerdings weisen einige Diskutanten darauf hin, dass sich die USA und Europa relativ zu anderen Mächten im Niedergang befänden, sie bei der Bewältigung großer Herausforderungen auf die Hilfe weiterer Mächte angewiesen seien und der Westen nicht mehr den wichtigsten geopolitischen Bezugspunkt für die meisten Staaten darstelle. Die weiteren Themenblöcke beginnen jeweils mit längeren Ausführungen eines Experten. George Perkovich hält die Diskriminierung von Nicht-Atomwaffenstaaten im gegenwärtigen Nichtverbreitungsregime für unhaltbar und sieht die einzige Lösung in der Abschaffung der Nuklearwaffen. Zbigniew Brzezinski warnt vor den unvorhersehbaren Folgen eines militärischen Vorgehens gegen den Iran. Volker Perthes erklärt, dass Staatszerfall in den USA vor allem mit Terrorismus und dem Auftreten von Feinden, die bekämpft werden müssten, assoziiert werde, während die Europäer ein stärkeres Augenmerk auf Strukturen legten. James Dobbins betont, dass die Europäer sich nicht in die Afghanistanstrategie der Obama-Regierung eingebracht hätten, weil sie keine Verantwortung für die Ergebnisse hätten übernehmen wollen. Am Ende überwiegt der Eindruck, dass eine enge transatlantische Zusammenarbeit wünschenswert, aber zunehmend schwerer zu realisieren ist.
Alexander Höse (ALH)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen der Universität zu Köln.
Rubrizierung: 4.2 | 4.22 | 3.6 | 4.41 | 2.61 | 2.62 | 2.63 | 2.64 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Alexander Höse, Rezension zu: Bergedorfer Gesprächskreis (Hrsg.): Grenzen der Macht: Europa und Amerika in einer neuen Weltordnung Hamburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33028-grenzen-der-macht-europa-und-amerika-in-einer-neuen-weltordnung_39455, veröffentlicht am 25.10.2010. Buch-Nr.: 39455 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken