Diss. Tübingen; Gutachter: F. Knipping. - Nachdem in den letzten Jahren zunehmend die Ansicht geäussert wurde, Griechenland sei ein "armer Verwandter" (14) der Europäischen Union und nicht als gleichberechtigter Partner des entwickelten Westens anzusehen stellt Botsiou sich die Frage, wie es zu dieser Perzeption überhaupt kommen konnte. Sie will die populäre These, die EU-Mitgliedschaft Griechenlands sei eine "stark umständebedingte, wenn nicht gar zufällige Entwicklung gewesen", widerlegen. Bewusst wählt sie den Untersuchungszeitraum weit vor dem Jahr 1981, dem Beitrittstermin Griechenlands zur EG, um zu zeigen, dass Griechenlands Verknüpfung mit Westeuropa ebenso früh begann wie die der übrigen westeuropäischen Staaten und Gründerstaaten der Europäischen Gemeinschaften. Dabei gilt ein besonderes Augenmerk auch der US-amerikanischen Griechenlandpolitik, auf deren erheblichen Einfluss die heutige westlich-liberale Orientierung des Landes zurückzuführen ist. Auf der Basis einer beachtenswerten Literatur- und Quellenauswahl stößt Botsiou mit ihrem Werk in eine historische Forschungslücke, deren Schließung für das Verständnis der besonderen Situation Griechenlands in der EU und auch in der NATO unabdingbar ist. Aus dem Inhalt: I. Die Tradition der Instabilität; II. Von der Pax Britannica zur Pax Americana; III. Stabilisierung und Wirtschaftsentwicklung; IV. Realpolitik und Neubewertung der Westorientierung Griechenlands: Die Ära von Karamanlis, 1955-1963; V. Der Weg nach Europa.