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Martin Gobbin

Große Mauer des Autoritarismus. Die Rolle der Volksrepublik China in der Shanghai Cooperation Organisation

Berlin: regiospectra Verlag 2011; 135 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-940132-32-1
Gegenstand der Untersuchung ist die bisher in der Politikwissenschaft kaum erforschte Shanghai Cooperation Organisation (SOC), die 2001 gegründet wurde. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss der zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan sowie der dem Autor zufolge einflussreichsten Mitglieder Russland und China. Mit Hilfe von offiziellen Dokumenten der SOC, wissenschaftlicher Sekundärliteratur und einem Experten-Interview bearbeitet Gobbin vier Forschungsthemen. Erstens stellt er fest, dass es sich bei der SOC um ein sicherheitspolitisches Bündnis handelt, das seine Aufgabe darin sieht, die Mitglieder vor internen Gegnern und externen Eingriffen zu schützen. Aus diesem Grund kooperieren die beteiligten Staaten in militärischen Angelegenheiten und auf diplomatischer Ebene, um den Einfluss des Westens vor allem in der asiatischen Region einzudämmen. Im Fokus steht zweitens das Interesse Chinas an dem Bündnis. Hier kommt Gobbin zu dem Ergebnis, dass Chinas Hauptinteresse darin liegt, eine sicherheitspolitische und ökonomische Stabilisierung der Region Xinjiang zu erreichen, womit der „Kampf gegen Terrorismus und ethnischen Separatismus“ (113) im Vordergrund steht. Darüber hinaus ist für China der Zugang zu den zentralasiatischen Energiequellen der Mitglieder von Bedeutung. Zudem stellt die SOC auch ein Mittel zur regionalen Expansion dar, mit der zugleich der US-amerikanische Einfluss in der Region eingeschränkt werden soll, um so der hegemonialen Weltordnung ein Ende zu bereiten. Die dritte Frage bezieht sich auf die Außenpolitik Chinas. Chinas Verhalten lässt Gobbin zufolge sowohl Wandel als auch Kontinuität erkennen. Der Wandel besteht in der aktiven und selbstbewussten Außenpolitik Chinas, während vor allem die Betonung der nationalstaatlichen Souveränität sowie der Versuch, China zu alter Stärke zurückzuführen, kontinuierliche Aspekte der chinesischen Außenpolitik widerspiegeln. Viertens analysiert der Autor das Verhältnis der SOC zu USA, NATO und westlichen Werten. Zentrales Resultat ist es, dass die SOC „ein defensives Bündnis [ist], das sich vor externen Einmischungen schützen, nicht aber andere Staaten angreifen“ (115) will. Zudem erläutert Gobbin, dass die SOC derzeit keine militärische Allianz ist, sie hauptsächlich gegen den Terrorismus in Zentralasien gerichtet ist und dass es sich nicht um einen eigenständigen Akteur handelt, sondern um eine „Verlängerung der an ihr teilnehmenden Nationalstaaten, die sie zum Instrument ihrer Partikularinteressen machen“ (117).
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.22 | 4.5 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Martin Gobbin: Große Mauer des Autoritarismus. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35061-grosse-mauer-des-autoritarismus_42199, veröffentlicht am 28.06.2012. Buch-Nr.: 42199 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken